Gerhards Matchbericht// SC Wiener Viktoria – Kremser SC

Ein Viktorianer on Tour

 

SC Wiener Viktoria – Kremser SC

 

RLO-Saison 2023/24, 13. Runde, 21.10.2023

 

Autsch!

Irgendwie lief die letzte Woche einfach nicht rund. Ja, von rund laufen war man eigentlich meilenweit entfernt. Man konnte sagen es eckte überall. Und das war noch untertrieben. Es kam mir jedes Mal das Grauen, sobald ich mir die Nachrichten ansah. In welcher Welt leben wir eigentlich? Es werden Menschen einfach abgeschlachtet, ausgehungert oder erschossen. Nur weil sie andere Religionen, Meinungen oder Herkunft haben. Diktatoren annektieren einfach Nachbarländer und fordern von Anderen die Einhaltung der Menschenrechte. Terroristen versetzen die ganze Welt in Angst und Schrecken. Hat keiner etwas aus der Vergangenheit gelernt? Ich dachte der Mensch entwickelt sich weiter. Ethisch, moralisch und geistig. Autsch! – da habe ich mich wohl geirrt.

Wenn du den Schock der Nachrichten überwunden hast, kannst dich dann mit deinen Kindern herumschlagen. Wo die ihre Lebenseinstellung herhaben ist mir auch unerklärlich. Wahrscheinlich von Tic Toe oder wie das Massen-Vertrottelungs-Medium heißt. Meine ist es jedenfalls nicht. Autsch! – der nächste Tiefschlag.

Wenn man dann auch noch die Budgetdebatte im Parlament hinter sich hatte, konnte nur noch eines helfen. Unsere Wiener Viktoria.

Die Vorfreude auf das samstägige Meisterschaftsspiel gegen den Kremser SC war einfach riesengroß. Das Spiel war die Motivation, die mich den Irrsinn um mich herum vergessen ließ. Die Erwartungshaltung für dieses Spiel war einfach groß. Die Erfolge der letzten Wochen machten die Meidlinger fast schon unschlagbar. Und wenn du mal ganz vorne mitspielst, findest du einfach Gefallen daran. Willst einfach dabeibleiben.

Aber die Konkurrenz schlief nicht. Beide Spitzenreiter konnten am Freitag ihre Spiele gewinnen. Somit wurde auch der Druck auf unsere Mannschaft größer. Wer von den beiden Tabellennachbarn schafft es den Anschluss an die Beiden ganz vorne zu halten. Ein Fight um alles. Gibst du dich mit einer tollen, erfolgreichen Herbstsaison zufrieden, oder bist du wirklich bereit für den ganz großen Clou. Der Sieger des Spiels bleibt im Kampf um die Herbstkrone dabei – „The winner takes it all, the loser´s standing small“. Mit großer Vorfreude auf das so wichtige Duell ging es am frühen Samstagnachmittag auf den Viktoriaplatz.

Das Wetter war so nebenbei erwähnt einfach wieder großartig. Die mittlerweile bereits gewohnten herbstlichen Hochsommertemperaturen gaben dem Spitzenspiel Mitte Oktober ein südländisches Flair. Zur Erinnerung: vor zehn oder elf Jahren, zur gleichen Zeit, war mir beim Cupspiel gegen Ried bei null Grad und arktischem Wind fast das Bier eingefroren. Der Zustrom der Anhänger hatte ganz beachtliches Ausmaß. Vielleicht etwas zu viele von der gegnerischen Fraktion, aber auch das Interesse des Meidlinger Anhangs war durchaus in Ordnung. Hoffentlich hatte keiner die Sonnencreme vergessen.

Also stand einem spannenden Fight nichts mehr im Wege, und der Schiedsrichter pfiff bei toller Stimmung am Viktoriaplatz das Spitzenspiel der dreizehnten RLO-Runde an. Und zur Halbzeit wieder ab. Dazwischen gab es nicht wirklich viel. Keine Ahnung woran es lag, aber da war nichts. Kein Kampf auf Biegen und Brechen. Kaum Tempo. Angst und Fehler auf beiden Seiten. Die Gäste waren etwas mehr bemüht, hatten spielerisch etwas mehr vom Spiel, ohne jedoch irgendwie zwingend zu werden. Fernab von Spannung, Kampf und technischen Feinheiten quälte sich das Match durch die erste halbe Stunde. Ein, zwei Torszenen vor unserem Tor in den ersten Spielminuten, das war es. Zehn Minuten vor dem Pausenpfiff fiel das 1-0 für die Wachauer. Ergab sich so. Es war gerecht, sie waren die etwas bessere Mannschaft. Von Seiten der Meidlinger gab es über die kompletten 45 Minuten keinen einzigen Torschuss. Autsch! – das war sehr, sehr wenig.

Irgendwie verstand ich die Welt nicht mehr. Okay, das nehme ich zurück. Die Welt verstand ich bereits vorher nicht mehr. Sagen wir einfach, nach dieser Halbzeit war meine Fußball Welt etwas aus dem Gleichgewicht geraten. Ich suchte nach der Mannschaft, die uns in den letzten Wochen so verwöhnt hatte, die allen viel Freude machte. Ich suchte nach einem Grund für diesen Aussetzer. War es die Angst, die große Anspannung vor dem Spiel. Ich hoffte auf ein Wunder. Auf die Auferstehung in der zweiten Halbzeit, auf eine wirksame Kabinenpredigt vom Trainerteam. Man hatte noch eine ganze Hälfte Zeit, und auch die Leistung des Gegners war nicht wirklich angsteinflößend. Außerdem stirbt die Hoffnung ja angeblich zuletzt.

Schnell konnte man erkennen, dass es auch in der zweiten Spielhälfte um nichts besser lief als in der Ersten. Zwar war man dem Gegner jetzt ebenbürtig, aber sonst änderte sich nichts. Beide Mannschaften waren weit weg von der Normalform. Noch dazu gelang den Kremsern nach einer Stunde aus dem Nichts heraus das 2-0. Die Vorentscheidung. Unsere Mannschaft war weit davon entfernt, in dieser Tagesform das Spiel drehen zu können. Da die Gäste das ohnehin fehlende Tempo ganz aus der Partie nahmen, gewannen die Meidlinger zwar etwas die Oberhand, die Ausbeute war jedoch gleich null. Einziger Aufreger war eine strittige Szene im Strafraum der Niederösterreicher, bei der man durchaus einen Elfer pfeifen hätte können. Der Pfiff blieb leider aus, womit auch der letzte Funken der Hoffnung auf eine mögliche Aufholjagd wie eine Seifenblase zerplatzte.  Auffallend war gegen Schluss hin, dass der Schiri überhaupt sehr hart spielen ließ, dabei überhaupt keine Heimtendenz zeigte, und einige sehr ruppige Attacken der Gäste ungeahndet blieben. Die Kremser brachten das 2-0 locker ins Trockene und machten sich in der Tabelle auf die Verfolgung der Spitzenreiter. Genau das hätten auch wir vorgehabt. Aber das spielt es nach 90 Minuten ohne Torschuss nicht. Autsch! – diese Watschn tat weh.

Aufarbeiten, abhaken, vergessen. Wir alle wissen, dass es viel, viel besser geht. Jetzt nur nicht in den letzten drei Runden die erfolgreiche Herbstsaison versemmeln. Es wird nicht leicht, gleich nächste Woche warten die in Überform spielenden Donaufelder. Ganz egal. Jagt einfach die drei Spitzenreiter. Spielt locker auf. Dann wird es wieder klappen. Dann ist es auch möglich gegen Donaufeld drei Punkte zu holen. Es müssen sich nur alle auf ihre Stärken besinnen. Wenn euch das gelingt, dann fällt auch der Leader!

Leider kann ich nicht dabei sein, wenn unsere Burschen nächsten Samstag gewinnen. Ich muss mit meinem Jüngsten nach Liverpool an die Anfield Road. Liverpool gegen Nottingham, ein Klassiker aus meiner Jugendzeit. Müssen ist etwas übertrieben ausgedrückt. Ich freue mich darauf „wia a klaner Bua aufs Christkindl“. Aber ich bin gedanklich bei meiner Lieblingsmannschaft aus Meidling. „You´ll never walk alone!“

Bis bald, Gerhard

 

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