Gerhards Matchbericht//SC Wiener Viktoria – Wiener Sportclub

Ein Viktorianer on Tour

 

SC Wiener Viktoria – Wiener Sportclub

 

RLO-Saison 2023/24, 23. Runde, 13.04.2024

 

Unsportlichkeit!

Die Schlacht der Schlachten ist geschlagen. Unser Spiel des Jahres ist vorbei. Welch eine Werbung für den Regionalligafußball. Ein tolles Match, spannend und rassig. Ein Kampf auf Biegen und Brechen. Volksfeststimmung in Meidling. Ein Flitzer am Feld. Ein Krimi bis zur letzten Sekunde. 100 Minuten Fußball vom Feinsten! Zu aller Letzt noch eine gerechte Punkteteilung. Keine Verlierer, nur zufriedene Gesichter. Überall nur Sieger auszumachen. Fußballerherz, was willst du mehr.

Nur ich konnte nicht dabei sein. Aus privaten Gründen über das Wochenende im Heiligen Land Tirol versäumte ich dieses Spiel der Spiele. Nur via Live Ticker in Meidling präsent, zitterte ich bei Brettljause, Traunsteiner Weizenbier, wärmenden fünfundzwanzig Grad und traumhaften Blick auf das Wilde Kaiser Massiv mit meinen geliebten Viktorianern mit.

Meine Abwesenheit verbietet mir eigentlich einen Spielbericht zu verfassen. Mein ganzes Wissen stammt von Berichten und Erzählungen. Daher möchte ich gar nicht in irgendeiner Form auf den Spielverlauf eingehen. Ich möchte euch nur mitteilen, dass ich mich ganz und gar nicht als Sieger fühle. Und das liegt nicht nur daran, dass ich dem „glorreichen Spiel“ nicht beiwohnen konnte.

Zuerst einmal ein Kompliment an die Mannschaft. Gegen einen starken Gegner einen Rückstand umzudrehen und bis zur aller letzten Sekunde einen heroischen Fight zu liefern, zeigt mir, dass die Viktorianer ihr Tief zu Beginn des Frühjahrs überwunden haben. Ich denke, die Mannschaft hat sich wieder gefunden und zeigt trotz der zahlreichen personellen Ausfälle, nun Woche für Woche sehr starke Leistungen gegen sehr, sehr starke Gegner.

Was mir weniger gefällt ist, dass trotz der zufriedenstellenden Leistungen sich der Punktezuwachs in der Tabelle in Grenzen hält. Das liegt aber nicht, wie im März, an unserer Mannschaft selbst, sondern Woche für Woche an unseren pfeifenden und wachelnden beziehungsweise nicht pfeifenden und nicht wachelnden Freunden. Ich bin der Letzte, der gute Schiedsrichter Leistungen nicht würdigt. Aber ich nehme mir auch das Recht heraus, gegenteiliges zu kritisieren.

Lieber Herr Schiedsrichter können Sie mir bitte erklären, warum bei angezeigten fünf Minuten Nachspielzeit, zehn Minuten nachgespielt werden? Ich tu mir wirklich extrem schwer, dafür eine sinnvolle Antwort zu finden. Ich bin nicht sehr erfinderisch, aber die einzige mögliche Antwort die in meinen wirren Gedanken auftaucht, ist ein Zwang , solange spielen zu lassen, bis der Ausgleich fällt. Aber dieser Gedanke ist so abwegig, dass ich ihm nie laut kund tun würde.

Wäre es nicht an der Zeit gewesen, nach dem vergebenen Elfmeter in der fünfundneunzigsten Minute, dem Spiel ein Ende zu setzen? Ich denke schon. Das hätte auch der angezeigten Nachspielzeit und dem Regulativ zu hundert Prozent entsprochen. Vor allem hätte ich mich dann ganz wirklich als Sieger fühlen können.

Ein weiterer Punkt meiner Kritik geht an die Fans des WSC. Für mich das fairste, freundlichste und angenehmste Fußballpublikum in Österreich. Habt ihr es wirklich notwendig mit einem Flitzer eurer Mannschaft helfen zu wollen. Die Aktion unterbricht den Spielfluss des Gegners, gibt dem eigenen Team in einer schlechten Phase etwas Erholung, beschert der Heimmannschaft eine Strafe wegen Versagen des Ordnerdienstes und der eigenen Mannschaft zwei, drei Minuten Nachspielzeit, die in diesem Fall auch noch zum Ausgleich geführt hatte. Ein genialer Schachzug!? In meiner Welt für Fairness sicher nicht. Ich sehe es als grobe Unsportlichkeit! Habt ihr das wirklich nötig?

Jetzt geht es mir wieder besser. Spiel versäumt und euch doch mit meinen philosophischen Ergüssen gequält. Nun geht es aber voller Elan zum Auswärtsspiel gegen Mauerwerk. Auch kein Lieblingsgegner, immer eine schwere und hart umkämpfte Partie. Aber es wird einfach Zeit im neunten Spiel der Rückrunde den ersten Sieg einzufahren. Ich bin jedenfalls davon überzeugt und setze Alles was ich habe auf einen Sieg meiner SC Wiener Viktoria!

Forza Leiwand, Gerhard

 

Gerhards Matchbericht//SK Rapid Wien II – SC Wiener Viktoria

Ein Viktorianer on Tour

 

SK Rapid Wien II – SC Wiener Viktoria

 

RLO-Saison 2023/24, 22. Runde, 05.04.2024

 

I am back – We are back!

 

I am back! Gute Nachricht für Alle, die mich schon vermisst hatten. Nach der krankheitsbedingten Pause beim Auswärtsspiel gegen Marchfeld und einer Schockstarre und darauffolgender literarischer und philosophischer Leere nach der Heimpleite gegen Leobendorf fühlte ich mich wieder stark genug für das Fan-Leben. Voller Elan und Hoffnung ging es am vergangenen Freitag mit dem Mannschaftsbus zum Tabellenführer der Regionalliga Ost, dem SK Rapid Wien II.

Die Reise führte uns nicht nach Hütteldorf, sondern in das neue Körner Trainingszentrum powered by Varta in unmittelbarer Nähe des Happel Stadions. Oder einfacher gesagt auf den alten Elektra Platz. Ja, auf den alten Elektra Platz mit seiner traumhaften Kantine. Diese war immer ein kulinarischer Hochgenuss für den oftmals arg geschundenen Magen des Fußballfans. Ein Highlight aus frisch gekochten Menüs, zahlreichen Leberkäsesorten, gegrillten Würstel und delikaten Fleischlaberl. Und auch die Anreise war nur ein Katzensprung über die Südosttangente.

Der erste Schock ließ jedoch nicht lange auf sich warten. Durch eine Baustelle am Weg zum Altmannsdorfer Ast und den regen Freitagnachmittag Verkehr auf der Autobahn durften wir in einem einstündigen Stau die Anreise im Schritttempo absolvieren. Bei den tollen dreißig Grad und die gleißend auf den Bus brennenden Sonnenstrahlen durften wir den ersten Hochsommertag des Jahres so richtig genießen. Ein wahres Highlight für den bekennenden Saunisten.

Nach frischer Luft schnappend und kühlenden Schatten suchend ging es auf den Platz sofort Richtung Gourmet Kantine. Die Vorfreude auf einen kühlenden Hopfenblütentee wurde abrupt gestoppt. Die Gaststätte war an Matchtagen geschlossen, und ist sonst generell zu. Schock Nummer Zwei schoss blitzartig in mein Feinschmecker Herz. Alles was der Wiener Großklub seinen Besuchern bieten konnte war ein kleiner Würstelstand. Vom Niveau ungefähr gleich dem Verhalten manch singendem Funktionärs nach dem Derby, also eher von der tiefen Art. Selbst die freundliche und mit tollem Schmäh ausgestattete Würstelfrau konnte über das schmale und unzureichende Sortiment hinwegtrösten. Quo Vadis, Rapid?

Nach den ersten beiden Tiefschlägen waren wir nun für das Spiel auf Alles gefasst. Die Voraussetzungen standen nicht gut. Die Meidlinger sind im ganzen Frühjahr schon auf der Suche nach der Form des Herbstes. Die letzten beiden Vorstellungen ließen keinerlei Hoffnung aufkommen, gegen den in Topform agierenden, überlegenen Tabellenführer aus Hütteldorf oder Leopoldstadt oder sonst wo her, einen Punktegewinn zu erzielen. Man sollte eher bemüht sein, Schadensbegrenzung zu betreiben. Aber wir hatten uns an diesem Tag schon zweimal arg getäuscht. Unsere Mannschaft sollte unserem Pessimismus des Lügens strafen.

Unsere Viktorianer waren von Spielbeginn an nicht wieder zu erkennen. Sie zeigten uns ein selbstbewusstes Auftreten von der ersten Sekunde. Keiner scheute den Zweikampf, man spielte einfallreich, technisch stark und offensiv orientiert. Es waren die Stärken, die uns im Herbst so an der Mannschaft imponierten. Da waren sie plötzlich wieder. Our team was back!

Da auch die Heimmannschaft nicht mit tollem Fußball geizte, entstand ein unterhaltsamer, schön anzuschauender Schlagabtausch, der einem Spitzenspiel würdig war. Unsere Jungs blieben bis zur letzten Sekunde der ersten Halbzeit voll konzentriert, ließen in Tornähe keine gefährlichen Szenen der Jung-Rapidler zu und gingen mit einem verdienten Unentschieden in die Kabinen. Zufrieden und von unseren Jungs mehr als positiv überrascht, konnten wir uns dem verdienten Pausenbier widmen.

Auch in der zweiten Hälfte begannen die Gäste konzentriert und bis zu den Zehenspitzen motiviert. Und gaben uns nach kaum fünf Minuten Grund zu jubeln. Traumpass von Kevin auf den rechten Flügel, Daniel bringt den Ball optimal in den Strafraum und Schobsi braucht nur mehr Guten Tag und Danke sagen. Eine großartige Aktion, belohnt mit dem durchaus verdienten Führungstreffer. Heute geht was! Großartig!

Noch waren es lange vierzig Minuten. Aber das Führungstor machte die Mannschaft noch stärker. Jeder gab sein Letztes. Klarerweise versuchten die Amateure des Rekordmeisters jetzt alles auf eine Karte zu setzen, und erhöhten die Schlagzahl. Doch die Viktorianer hielten dagegen. Nur mehr zwanzig Minuten, die Kräfte der Viktorianer begannen zu schwinden. Und dann dieser haarsträubende und unverzeihliche Fehler der Unparteiischen. Eine klare Abseitsstellung wurde übersehen und die Hausherren kamen mehr als glücklich zum Ausgleich. Ein Tiefschlag unter die Gürtellinie. Während der Schiri wohl den wunderbaren Sonnenuntergang bewunderte, dürfte sich der Linienrichtung mit einem am Horizont landenden Flugzeug beschäftigt haben. Sorry, ist eine reine Vermutung von mir, aber beim Spiel waren beide, mit hundert prozentiger Sicherheit, nicht.

Nach dem kleinen Dankeschön an den Veranstalter wurde es noch schwerer. Die letzten zehn Minuten fühlten sich endlos an. Aber mit aufopferndem Kampf, ein wenig Glück und zwei tollen Tormannparaden wurde der mehr als verdiente Punkt ins Trockene gebracht. Eine hervorragende Leistung gegen die spielerisch wohl beste Mannschaft der Liga. Ein Kampf auf Augenhöhe, auf Biegen und Brechen. Eine Leistung mit der du in den vorangegangenen Spielen wohl öfters als Sieger vom Platz gegangen wärst. Ein Auftritt, der zeigt, dass wir in der Tabelle ganz weit nach oben gehören. We are back!

Nun heißt es, den Schwung mit in unser nächstes Heimspiel am Samstag gegen den Wiener Sportclub zunehmen. Ein schweres und wichtiges Spiel bei dem es im direkten Duell um das Ticket für den österreichischen Cup geht. Dafür müssen wir in der RLO zu den zwei besten Wiener Teams gehören, die nicht Austria oder Rapid heißen. Der WSC hat in den letzten Runden enorm an Terrain gut gemacht und uns am letzten Wochenende leider in der Tabelle überholt. Also ein wichtiges Spiel, in dem die Viktorianer, gegen die zahlreich zu erwartenden euphorischen Gästefans, vor allem die Unterstützung der Viktoria Fans benötigen. Kommt daher zahlreich auf den Viktoriaplatz und feuert unsere Jungs entsprechend an. Die Burschen werden es euch mit drei Punkten danken. Davon bin ich überzeugt!

Forza Leiwand, Gerhard

 

Gerhards Matchbericht// SC Wiener Viktoria – TWL Elektra

Ein Viktorianer on Tour

SC Wiener Viktoria – TWL Elektra

RLO-Saison 2023/24, 19. Runde, 16.03.2024

Der Wurm

Seit dem Schlusspfiff spuckt mir dieses Spiel im Kopf herum. Es ist bereits Donnerstagabend und ich weiß noch immer nicht, wie und was ich über das Match schreiben und berichten soll. Viel ist es nicht. Es war sicherlich eine der schlechteren Saisonleistungen, in der nur einer aus der Mannschaft seine Normalleistung brachte, diese mit einem Doppelpack krönte und der Mannschaft wenigstens einen Punkt sicherte. Danke Dominik!

Sicherlich habe ich schon einige Begegnungen schöngeschrieben. Es fiel mir nie besonders schwer bei enttäuschenden Leistungen das positive heraus zu suchen und zu Papier zu bringen. Ich finde keine Erklärung warum ich x-fach Gewohntes nicht einfach auch ein x plus erstes Mal anwende.

Vielleicht will ich den Verein, der mir ans Herz gewachsen ist, der mir über Jahre hinweg ein zweites zu Hause war, ist und immer sein wird, einfach nicht kritisieren. Wobei Kritik eigentlich ein durchaus wirksames Medium ist um Abläufe zu modifizieren, neue Denkanstöße anzuregen und positive Änderungen durchzuführen.

Eigentlich gibt es nicht viel zu kritisieren. Im Großen und Ganzen läuft eh alles rund. Die Vereinsführung arbeitet grandios. Man ist bestrebt die Wiener Viktoria zu großen Erfolgen zu führen. Man ist bemüht ein Umfeld zu schaffen auf das manch Bundesligaverein neidig sein wird. Es wurde mit „Forza Leiwand“ ein Leitspruch geschaffen, der im österreichischen Fußball seines Gleichen gesucht.

Dem Verein steht ein Trainerteam zur Verfügung, welches auch in der österreichischen Bundesliga mehr als erfolgreich arbeiten könnte. Wir können auf einen Spielerkader zugreifen, der viel Potential in sich hat, und der – wenn das Werkel wirklich läuft – einem das Entzücken ins Gesicht zaubern kann.

Nur konnte man am vergangenen Samstag von all dem nichts erkennen. Nicht mal ansatzweise erahnen. Es war einfach der Wurm drinnen. Tief und festgefressen. Vielleicht bin ich so deprimiert, weil ich den faulen Wurm nicht ausfindig machen kann. Bilde ich mir den Schmarotzer nur ein? Möglicherweise übertreibe ich auch. Immerhin ist die Mannschaft im Frühjahr noch ungeschlagen.

Ich sehe es anders. Die Mannschaft könnte den zu Ende der Herbstsaison „aufgerissenen“ Rückstand bereits aufgeholt haben, mit läppischen 3 Punkten zurück bereits an der Tabellenführung kratzen. Egal ob ein Aufstieg aus Lizenzgründen möglich wäre oder nicht. Man könnte vorne auf sich aufmerksam machen, zeigen in welche Richtung wir unterwegs sind, allen zeigen was wir mit geeigneter Infrastruktur draufhätten, und wo wir in Zukunft hinwollen und hingehören!

Ich hatte mir in der Vorwoche so ein schönes Drehbuch für das Spiel einfallen lassen. Ich war auch fünfundfünfzig Minuten lange überzeugt, dass die Mannschaft mein fast kitschiges Skript umsetzt und die drei Punkte locker nach Hause spielt. Ich wartete auf den Funken, der das fußballerische Feuerwerk zünden würde. Auch in der sechzigsten, siebzigsten und selbst in der achtzigsten Minute wartete ich auf die Initialzündung. Auch noch in der dreiundneunzigsten. Ich warte leider noch immer. Nein, Spaß! Natürlich warte ich nicht mehr. Ich kämpfe ja seit Schlusspfiff mit meiner Niedergeschlagenheit, meinen Fußball Depressionen.

Noch dazu ereilte mich gestern die Männergrippe, ein Schnupfen. Gepaart mit den seelischen Problemen also eine mich ans Bett fesselnde, schwere Erkrankung. Diese hindert mich sogar morgen die Wiener Viktoria in die Donauauen zu begleiten. Ich werde daher die vorösterliche Auferstehung der Viktorianer verpassen, die wie der Phönix aus der Asche steigen werden und uns drei Punkte mit nach Meidling bringen werden.

Jetzt wird sich manch Einer denken, wie schön Fieberphantasien sind. Sie stellen dich ruhig und du schläfst dich gesund, fernab der Realität. Nein, ganz und gar nicht. Ich stehe einfach auf die Mannschaft. Ich weiß, was sie kann und was sie zu leisten im Stande ist. Ich denke, sie wird sich die letzten Auftritte zu Herzen nehmen und wird alles Menschenmögliche geben um sich zu rehabilitieren. Ich halte den Jungs vom Krankenbett aus die Daumen, werde über Liveticker (im wahrsten Sinne des Wortes) mitfiebern und bin überzeugt, dass sie den störenden, ekligen Wurm aus der Mannschaft vertreiben werden.

Forza Leiwand, Gerhard

Gerhards Matchbericht// SC Wiener Viktoria – FCM Flyeralarm Traiskirchen

Ein Viktorianer on Tour

 

SC Wiener Viktoria – FCM Flyeralarm Traiskirchen

 

RLO-Saison 2023/24, 18. Runde, 09.03.2024

 

Platzverbot!

Alle freuten sich auf das erste Heimspiel der Frühjahrssaison. Alle freuten sich unserem Cheftrainer zum 60er zu gratulieren. Alle freuten sich auf den ersten Dreier der Rückrunde. Alle freuten sich auf eine tolle After Match Party. Doch Alles mal der Reihe nach.

Es war fast unglaublich. Man weiß zwar von der großen Beliebtheit unseres Toni Polsters. Aber was sich in dieser Woche medial abspielte war unbeschreiblich. Zum sechzigsten Geburtstag wollte jeder ihm gratulieren und huldigen. Sein großartiges Lebenswerk Revue passieren lassen. Ihm einfach hochleben lassen. Von den österreichischen Fernsehsendern, egal ob privat oder öffentlich-rechtlich, von den das Land regierenden Printmedien, bis hin zum kleinsten Bezirksblatt. Alle standen sie Schlange um ein Interview zu erhaschen oder einen Beitrag zu drehen. Überall am Viktoriaplatz stolperte man unwillkürlich über einen Vertreter der Medienlandschaft.

Aber seien wir uns ehrlich. Der Toni hatte sich diesen Rummel auch wirklich verdient. Es soll ihm mal einer nachmachen. Den Aufstieg vom verschmähten Buhmann zum Fußballgott. Tore in allen namhaften Ligen Europas und dabei immer ein Lächeln im Gesicht und den passenden Schmäh auf den Lippen. Der Rekordtorschütze des Nationalteams, der noch immer um seine nicht anerkannten Tore kämpfen muss, und trotzdem jederzeit für ein Selfie mit seinen Fans bereit ist. Ein herzensguter Mensch, ein Typ zum Pferde stehlen.

Was ich jedoch bekritteln muss, dass jeder nur von der Vergangenheit sprach oder gesundheitliche Probleme aus der Gegenwart erörterte. Niemand berichtete über seine tollen Erfolge mit der Wiener Viktoria, die großen Zukunftspläne mit dem Verein. Aber es würde mich nicht wundern, wenn in naher Zukunft, also in der Laudatio zu Tonis 70er, auch seine großen Trainererfolge als österreichischer Meister und Cupsieger mit dem so liebenswerten Verein aus Meidling vorkommen werden.

Da es bis dahin noch ein weiter und steiniger Weg ist, sprechen wir mal über das Meisterschaftsspiel vom letzten Wochenende. Mit dem FCM Flyeralarm Traiskirchen kam der starke Tabellennachbar aus der Thermenregion auf Besuch nach Meidling. Eine Mannschaft die nie aufgibt, gleich ihrem Bürgermeister. Scheint auch eine Niederlage schon amtlich besiegelt, gehen sie meist noch als Sieger vom Platz. Aber gestählt durch die beinharte Schlacht der Vorwoche in Ardagger waren unsere Viktorianer bereit für den ersten Sieg im Frühjahr und wir durften uns auf ein spannendes und hochkarätiges Spiel freuen.

Vor einer sehr ansehnlichen Kulisse, die sich trotz kalter, feuchter und vor allem windiger Wetterlage am Viktoriaplatz im Herzen Meidlings eingefunden hatte, begannen beide Kontrahenten etwas vorsichtig und ängstlich, und es dauerte doch einige Zeit bis beide Teams ins Match fanden und ihre anfängliche Zurückhaltung ablegten. Danach entwickelte sich ein sehr abwechslungsreiches und gefälliges Spiel, wobei die Heimmannschaft das Spiel immer besser in den Griff bekam und eine leichte Feldüberlegenheit herausspielte. Die großen Torszenen blieben auf beiden Seiten anfänglich aus. Doch näherten sich die Viktorianer mit fortlaufendem Spiel immer mehr dem gegnerischen Tor und die ersten gefährlicheren Torszenen konnten von den Fans beklatscht werden.

Knapp zehn Minuten vor der Pause war es dann soweit. Ein schön vorgetragener Angriff wurde von unserem Youngster Daniel erfolgreich abgeschlossen. Das erste Tor im Frühjahr löste die angespannte Atmosphäre und großer Jubel ging über den Viktoriaplatz. Die durchaus verdiente Führung war geschafft, die Freude darüber war enorm. Problemlos brachten unsere Viktorianer die Führung in die Pause. Es ist jedes Mal angenehm überraschend, wie gut das Pausenbier mit einer Führung im Rücken schmeckt. Mit großer Vorfreude auf die zweite Halbzeit genossen wir bei eisigen Temperaturen das kühle Blonde.

Mit enormen Selbstvertrauen starteten die Viktorianer in Halbzeit Zwei. Sofort übernahmen sie das Kommando und drückten auf ein zweites Tor. Böse Zungen diskutierten ob das Tor vor der Pause oder das Halbzeitkabinenbier diesen Blitzstart auslöste. Es waren keine zehn Minuten gespielt als unser Gegner nach einem Torraub und darauffolgendem Platzverweis nur mehr mit zehn Mann am Platz stand. Eine vollkommen richtige Entscheidung vom stark agierenden Schiedsrichter.

Nun spielte nur noch eine Mannschaft: unsere Wiener Viktoria. Mit Powerfußball vom Feinsten wurde der Gegner in der eigenen Hälfte eingeschnürt. Das zweite Tor war nur eine Frage der Zeit und ließ nicht lange auf sich warten. Angriff über die linke Seite, scharfer Stanglpass und mit voller Rotter-Power wurde der Ball ins Tor bugsiert. Großer Jubel in der Mannschaft, auf der Trainerbank und auf den Rängen.

Und die Meidlinger gaben keine Ruhe. Der Gegner lag am Boden. Angriff um Angriff rollte auf das Tor der Niederösterreicher. Nur wurden leider auch die allerbesten Möglichkeiten, teils auch leichtfertig, vergeben. Das sollte sich noch rächen. Und das Übel begann zwanzig Minuten vor Schlusspfiff.

Der Elan der Heimelf erlosch, Fehler schlichen sich ein und der Gegner wurde von Minute zu Minute stärker und aggressiver. Es war nichts mehr von der numerischen Überlegenheit zu sehen und zu spüren. Man gab das Spiel ohne ersichtlichen Grund aus der Hand. Unbegreiflich, unverständlich, unser altes Übel – die offensichtliche Angst vor dem Gewinnen – hielt am Viktoriaplatz als ungebetener Gast Einzug. Wann erteilt man dieser Angst endlich Platzverbot? Und so kam es wie es kommen musste. Mit leicht herausgespielten Toren fünf Minuten vor Schluss und in der Nachspielzeit stahlen uns die aufopfernd kämpfenden Traiskirchner noch zwei Punkte aus der Festung Meidling. Mit hängenden Köpfen schlich die Mannschaft wie begossene Pudel in die Kabine. Nichts war mit drei Punkten, nichts war mit dem Geburtstagsgeschenk für den Cheftrainer.

Leider gelang es uns nicht zum ersten Mal einen sicher geglaubten Sieg nach Hause zu bringen. Über den Grund kann man nur spekulieren. Die Mannschaft wurde zu keiner Zeit nachlässig oder überheblich. Die Einstellung war in Ordnung, die Leistung in den ersten siebzig Minuten großartig! Nur das Ende des Drehbuchs muss für die Zukunft umgeschrieben werden. Und für das haben wir bereits am kommenden Samstag beim nächsten Heimspiel gegen TWL Elektra die Möglichkeit. Ich hätte dabei an folgendes Skriptum gedacht: Die stark aufspielenden Viktorianer gehen mit einer 2-0 Führung in die Pause. Nach einem kurzen Durchhänger und Anschlusstor zu Beginn von Hälfte Zwei, zündet unsere Mannschaft ein spielerisches Feuerwerk und gewinnt locker 6-1.

Dieses Ende würde mir ausgezeichnet gefallen. Ich denke euch auch. Dann sollten wir uns diesen Film am Wochenende einfach gemeinsam anschauen. Bis dann!

Forza Leiwand, Gerhard

 

Gerhards Matchbericht// SG Ardagger Viehdorf – SC Wiener Viktoria

Ein Viktorianer on Tour

 

SG Ardagger Viehdorf – SC Wiener Viktoria

 

RLO-Saison 2023/24, 17. Runde, 02.03.2024

 

Forza Leiwand!

„Mutig in die neuen Zeiten“ tönt es schon seit Ewigkeiten in der österreichischen Bundeshymne. Nicht in der Strophe mit den Bergen, Flüssen, Söhnen und Töchtern, sondern in der Dritten, kaum bekannten. Eine Devise, die in den letzten Jahren in Vergessenheit geraten ist. Seuchen, Kriege, Klimawandel und unsere Politik nahmen uns die Hoffnung an einer positiven Zukunft. Darum schlug die neue Devise unseres Meidlinger Traditions- und Lieblingsvereins bombastisch in den langweiligen Tagesablauf unserer eingestaubten Medienlandschaft ein.

„Für Leiwand, gegen Oasch“ hallte es in der Woche vor Beginn der Frühjahrssaison durch alle Gassen. Ein Manifest unserer Wiener Viktoria gegen Gewalt, Rassismus und Sexismus. Eine Ode an die Schönheit und sozialen Stellenwert von Fußball, Eine Hymne gegen Diskriminierung und Fremdenhass. Initiiert von einem drittklassigen Fußballverein. Ein Paukenschlag in der österreichischen Sportwelt und ein Balsam auf der Seele des Sportfreundes nach den unverzeihlichen Entgleisungen beim Wiener Derby.

Mit neuem Motto, riesiger Fahne und viel Optimismus ging es daher am vergangenen Samstag bestens gelaunt zum Saisonstart nach Ardagger ins Mostviertel. Die Mannschaft hatte gut überwintert. Auch das Trainerteam war nach dem uns Alle in Angst und Schrecken versetzenden Notfalls unseres Cheftrainers wieder wohl auf und bereit für große Taten. Die Ergebnisse in der Vorbereitung verliefen zufriedenstellend, besser gesagt vielversprechend für eine gute und erfolgreiche zweite Saisonhälfte. Let´s go! Forza Viktoria! Forza Leiwand!

Die Aufgabe die uns nach der längsten Auswärtsfahrt der Saison erwartete war nicht leicht. Unser Gegner, der überraschende letztjährige Aufsteiger aus der niederösterreichischen Landesliga, wusste im Herbst mit starken Heimspielen zu gefallen, und war der einzige, in Heimspielen, noch ungeschlagene Verein der Liga. Trotzdem ging unsere Mannschaft mit der Überzeugung, drei Punkte mit nach Hause nehmen zu dürfen, in das Spiel.

Die Gäste aus Meidling übernahmen auch sofort das Kommando. Und bereits in der zweiten Minute schien die Überfallstaktik Früchte zu tragen. Klares Foul an unserem Dominik im Strafraum. Alle warteten auf den fälligen Elfmeterpfiff und eine schnelle Führung der Viktorianer. Doch wir hatten die Rechnung ohne den Schiedsrichter gemacht. Entsetzen! Der Elferpfiff blieb aus. Dafür erhielt unser gefoulter Spieler vom Mann in Gelb (glaube ich zumindest) die Erklärung, dass er in der zweiten Minute sicher keinen Elfer pfeift.

Es ist schön, wenn einer nach strikten Vorsätzen sein Leben bestreitet. Sich nicht von Gesetzen oder wie in diesem Fall Regeln beherrschen lässt. Ein Freidenker wie er im Buche steht. Der Che Guevara der Schiedsrichter. Der Robin Hood des in Stürmerbeine rutschenden Verteidigers. Davon gibt es nicht viele, und genau einer von dieser aussterbenden Rasse wird uns vorgesetzt. Vielleicht könnte der Verband in diesem Fall ausnahmsweise vom Artenschutz absehen, und diese Spezies aus dem Verkehr ziehen. Es würde sich durchaus positiv auf den Fußball auswirken.

Damit war das Spiel auch schon beendet. Nein, nicht für mich. Ich wurde nicht wegen Fehlverhaltens des Platzes verwiesen. Ich halte mich ja an die Regeln des Vereinskodex. Ehrlich gesagt ist es in solchen Situationen nicht einfach, aber ich mache es. Kein böses Wort, keine Schimpftriaden. Situation abgehakt, erledigt. Nur leider auch das Spiel. In den verbleibenden 88 Minuten konnte ich keine erwähnenswerte Torchance, geschweige einen Torschuss orten. Unsere Mannschaft war bemüht, mit geschätzten 120% Ballbesitz schwer überlegen, doch wurde gegen das destruktive, teils überharte Spiel des Gegners kein Mittel gefunden. Es war einfach zermürbend: Ballannahme, Haken, gegnerischer Fuß am Schienbein. Ballannahme, Haken, gegnerischer Fuß in der Wade. Hoher Ball, Kopfballduell, gegnerischer Ellbogen in der Rippe. Jeder Zweikampf endete mit einem Foul.

Schön langsam erkannte ich das Erfolgsrezept für die tolle Heimbilanz der Niederösterreicher. Starke Defense, körperbetontes Tackling und ein Free-Kick beim vierten Down. Wie man es halt bei den erfolgreichen Teams der NFL immer sieht. Wenn dann auch keine „penalty flag“ beim Regelverstoß geworfen wird, hast du als spielende Mannschaft keine Möglichkeit ein geordnetes Spiel aufzuziehen.

Wie gesagt, es war unseren Jungs das Bemühen nicht abzusprechen. Sie gingen so weit wie möglich ein hohes Tempo, waren Spiel dominierend und bemüht den Ball laufen zu lassen. Es bestand in keiner Situation die Gefahr einen Gegentreffer einzufahren. Es wurde nie kopflos nach vorne gespielt und es zeigten sich in keiner Phase des Spiels Anzeichen von Resignation. In solchen Spielen hilft dir nur ein genialer Schachzug, ein Genieblitz, eine gelungene Einzelaktion. Doch die wollte einfach nicht gelingen. Da hätten wir noch eine Stunde weiterspielen können, es hätte nichts geändert. Ein Pfiff in Minute zwei hätte meiner Meinung nach jedoch alles geändert…..

Wie man sieht, waren wir nicht die Ersten die sich hier schwertaten, und wir waren auch sicher nicht die Letzten, die die Heimstärke der Mostviertler – im wahrsten Sinne des Wortes- zu spüren bekamen. Sehr angenehm blieben mir sicher die Gastfreundlichkeit, die gut organisierte Gastronomie, der rege Zuschauerzuspruch sowie die faire und positive Stimmung im Stadion in Erinnerung.

Daher ging es auch gut gelaunt zurück nach Wien. Zumindest ein Punkt wurde mit nach Wien genommen. Die noch fehlenden Genieblitze und Torjubel heben wir uns für die noch kommenden zahlreichen Spiele des Frühjahrs auf.

Vielleicht schon beim nächsten Heimspiel am kommenden Samstag am Viktoriaplatz gegen Traiskirchen. Ein schweres Spiel, gegen eine sehr, sehr starke und zu Saisonbeginn durchaus überzeugende Mannschaft. Ich bin schon sehr gespannt und freue mich auf die Heimpremiere der „neuen“ Viktoria. Kommt bitte Alle zahlreich auf den Platz und lasst uns allen zeigen, dass wir die Freude am Fußball nicht nur reden, sondern auch leben. Kommt und unterstützt die Wiener Viktoria. Lasst uns ein Fußballfest feiern, das seines gleichen sucht. Ich verspreche euch eine bis zu den Haarwurzeln motivierte Mannschaft, eine positive Stimmung und die gewohnt umwerfende Gastronomie. Eines kann ich euch nicht versprechen, das sind drei Punkte. Doch bin ich überzeugt davon, dass die Wiener Viktoria als Sieger vom Platz gehen wird. Und wenn nicht mit drei Punkten, dann zumindest als Sieger der Herzen!

Forza Leiwand, Gerhard