Gerhards Matchbericht// SG Ardagger Viehdorf – SC Wiener Viktoria

Ein Viktorianer on Tour

 

SG Ardagger Viehdorf – SC Wiener Viktoria

 

RLO-Saison 2023/24, 17. Runde, 02.03.2024

 

Forza Leiwand!

„Mutig in die neuen Zeiten“ tönt es schon seit Ewigkeiten in der österreichischen Bundeshymne. Nicht in der Strophe mit den Bergen, Flüssen, Söhnen und Töchtern, sondern in der Dritten, kaum bekannten. Eine Devise, die in den letzten Jahren in Vergessenheit geraten ist. Seuchen, Kriege, Klimawandel und unsere Politik nahmen uns die Hoffnung an einer positiven Zukunft. Darum schlug die neue Devise unseres Meidlinger Traditions- und Lieblingsvereins bombastisch in den langweiligen Tagesablauf unserer eingestaubten Medienlandschaft ein.

„Für Leiwand, gegen Oasch“ hallte es in der Woche vor Beginn der Frühjahrssaison durch alle Gassen. Ein Manifest unserer Wiener Viktoria gegen Gewalt, Rassismus und Sexismus. Eine Ode an die Schönheit und sozialen Stellenwert von Fußball, Eine Hymne gegen Diskriminierung und Fremdenhass. Initiiert von einem drittklassigen Fußballverein. Ein Paukenschlag in der österreichischen Sportwelt und ein Balsam auf der Seele des Sportfreundes nach den unverzeihlichen Entgleisungen beim Wiener Derby.

Mit neuem Motto, riesiger Fahne und viel Optimismus ging es daher am vergangenen Samstag bestens gelaunt zum Saisonstart nach Ardagger ins Mostviertel. Die Mannschaft hatte gut überwintert. Auch das Trainerteam war nach dem uns Alle in Angst und Schrecken versetzenden Notfalls unseres Cheftrainers wieder wohl auf und bereit für große Taten. Die Ergebnisse in der Vorbereitung verliefen zufriedenstellend, besser gesagt vielversprechend für eine gute und erfolgreiche zweite Saisonhälfte. Let´s go! Forza Viktoria! Forza Leiwand!

Die Aufgabe die uns nach der längsten Auswärtsfahrt der Saison erwartete war nicht leicht. Unser Gegner, der überraschende letztjährige Aufsteiger aus der niederösterreichischen Landesliga, wusste im Herbst mit starken Heimspielen zu gefallen, und war der einzige, in Heimspielen, noch ungeschlagene Verein der Liga. Trotzdem ging unsere Mannschaft mit der Überzeugung, drei Punkte mit nach Hause nehmen zu dürfen, in das Spiel.

Die Gäste aus Meidling übernahmen auch sofort das Kommando. Und bereits in der zweiten Minute schien die Überfallstaktik Früchte zu tragen. Klares Foul an unserem Dominik im Strafraum. Alle warteten auf den fälligen Elfmeterpfiff und eine schnelle Führung der Viktorianer. Doch wir hatten die Rechnung ohne den Schiedsrichter gemacht. Entsetzen! Der Elferpfiff blieb aus. Dafür erhielt unser gefoulter Spieler vom Mann in Gelb (glaube ich zumindest) die Erklärung, dass er in der zweiten Minute sicher keinen Elfer pfeift.

Es ist schön, wenn einer nach strikten Vorsätzen sein Leben bestreitet. Sich nicht von Gesetzen oder wie in diesem Fall Regeln beherrschen lässt. Ein Freidenker wie er im Buche steht. Der Che Guevara der Schiedsrichter. Der Robin Hood des in Stürmerbeine rutschenden Verteidigers. Davon gibt es nicht viele, und genau einer von dieser aussterbenden Rasse wird uns vorgesetzt. Vielleicht könnte der Verband in diesem Fall ausnahmsweise vom Artenschutz absehen, und diese Spezies aus dem Verkehr ziehen. Es würde sich durchaus positiv auf den Fußball auswirken.

Damit war das Spiel auch schon beendet. Nein, nicht für mich. Ich wurde nicht wegen Fehlverhaltens des Platzes verwiesen. Ich halte mich ja an die Regeln des Vereinskodex. Ehrlich gesagt ist es in solchen Situationen nicht einfach, aber ich mache es. Kein böses Wort, keine Schimpftriaden. Situation abgehakt, erledigt. Nur leider auch das Spiel. In den verbleibenden 88 Minuten konnte ich keine erwähnenswerte Torchance, geschweige einen Torschuss orten. Unsere Mannschaft war bemüht, mit geschätzten 120% Ballbesitz schwer überlegen, doch wurde gegen das destruktive, teils überharte Spiel des Gegners kein Mittel gefunden. Es war einfach zermürbend: Ballannahme, Haken, gegnerischer Fuß am Schienbein. Ballannahme, Haken, gegnerischer Fuß in der Wade. Hoher Ball, Kopfballduell, gegnerischer Ellbogen in der Rippe. Jeder Zweikampf endete mit einem Foul.

Schön langsam erkannte ich das Erfolgsrezept für die tolle Heimbilanz der Niederösterreicher. Starke Defense, körperbetontes Tackling und ein Free-Kick beim vierten Down. Wie man es halt bei den erfolgreichen Teams der NFL immer sieht. Wenn dann auch keine „penalty flag“ beim Regelverstoß geworfen wird, hast du als spielende Mannschaft keine Möglichkeit ein geordnetes Spiel aufzuziehen.

Wie gesagt, es war unseren Jungs das Bemühen nicht abzusprechen. Sie gingen so weit wie möglich ein hohes Tempo, waren Spiel dominierend und bemüht den Ball laufen zu lassen. Es bestand in keiner Situation die Gefahr einen Gegentreffer einzufahren. Es wurde nie kopflos nach vorne gespielt und es zeigten sich in keiner Phase des Spiels Anzeichen von Resignation. In solchen Spielen hilft dir nur ein genialer Schachzug, ein Genieblitz, eine gelungene Einzelaktion. Doch die wollte einfach nicht gelingen. Da hätten wir noch eine Stunde weiterspielen können, es hätte nichts geändert. Ein Pfiff in Minute zwei hätte meiner Meinung nach jedoch alles geändert…..

Wie man sieht, waren wir nicht die Ersten die sich hier schwertaten, und wir waren auch sicher nicht die Letzten, die die Heimstärke der Mostviertler – im wahrsten Sinne des Wortes- zu spüren bekamen. Sehr angenehm blieben mir sicher die Gastfreundlichkeit, die gut organisierte Gastronomie, der rege Zuschauerzuspruch sowie die faire und positive Stimmung im Stadion in Erinnerung.

Daher ging es auch gut gelaunt zurück nach Wien. Zumindest ein Punkt wurde mit nach Wien genommen. Die noch fehlenden Genieblitze und Torjubel heben wir uns für die noch kommenden zahlreichen Spiele des Frühjahrs auf.

Vielleicht schon beim nächsten Heimspiel am kommenden Samstag am Viktoriaplatz gegen Traiskirchen. Ein schweres Spiel, gegen eine sehr, sehr starke und zu Saisonbeginn durchaus überzeugende Mannschaft. Ich bin schon sehr gespannt und freue mich auf die Heimpremiere der „neuen“ Viktoria. Kommt bitte Alle zahlreich auf den Platz und lasst uns allen zeigen, dass wir die Freude am Fußball nicht nur reden, sondern auch leben. Kommt und unterstützt die Wiener Viktoria. Lasst uns ein Fußballfest feiern, das seines gleichen sucht. Ich verspreche euch eine bis zu den Haarwurzeln motivierte Mannschaft, eine positive Stimmung und die gewohnt umwerfende Gastronomie. Eines kann ich euch nicht versprechen, das sind drei Punkte. Doch bin ich überzeugt davon, dass die Wiener Viktoria als Sieger vom Platz gehen wird. Und wenn nicht mit drei Punkten, dann zumindest als Sieger der Herzen!

Forza Leiwand, Gerhard

 

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