Gerhards Matchbericht// SC Wiener Viktoria – FCM Flyeralarm Traiskirchen

Ein Viktorianer on Tour

 

SC Wiener Viktoria – FCM Flyeralarm Traiskirchen

 

RLO-Saison 2023/24, 18. Runde, 09.03.2024

 

Platzverbot!

Alle freuten sich auf das erste Heimspiel der Frühjahrssaison. Alle freuten sich unserem Cheftrainer zum 60er zu gratulieren. Alle freuten sich auf den ersten Dreier der Rückrunde. Alle freuten sich auf eine tolle After Match Party. Doch Alles mal der Reihe nach.

Es war fast unglaublich. Man weiß zwar von der großen Beliebtheit unseres Toni Polsters. Aber was sich in dieser Woche medial abspielte war unbeschreiblich. Zum sechzigsten Geburtstag wollte jeder ihm gratulieren und huldigen. Sein großartiges Lebenswerk Revue passieren lassen. Ihm einfach hochleben lassen. Von den österreichischen Fernsehsendern, egal ob privat oder öffentlich-rechtlich, von den das Land regierenden Printmedien, bis hin zum kleinsten Bezirksblatt. Alle standen sie Schlange um ein Interview zu erhaschen oder einen Beitrag zu drehen. Überall am Viktoriaplatz stolperte man unwillkürlich über einen Vertreter der Medienlandschaft.

Aber seien wir uns ehrlich. Der Toni hatte sich diesen Rummel auch wirklich verdient. Es soll ihm mal einer nachmachen. Den Aufstieg vom verschmähten Buhmann zum Fußballgott. Tore in allen namhaften Ligen Europas und dabei immer ein Lächeln im Gesicht und den passenden Schmäh auf den Lippen. Der Rekordtorschütze des Nationalteams, der noch immer um seine nicht anerkannten Tore kämpfen muss, und trotzdem jederzeit für ein Selfie mit seinen Fans bereit ist. Ein herzensguter Mensch, ein Typ zum Pferde stehlen.

Was ich jedoch bekritteln muss, dass jeder nur von der Vergangenheit sprach oder gesundheitliche Probleme aus der Gegenwart erörterte. Niemand berichtete über seine tollen Erfolge mit der Wiener Viktoria, die großen Zukunftspläne mit dem Verein. Aber es würde mich nicht wundern, wenn in naher Zukunft, also in der Laudatio zu Tonis 70er, auch seine großen Trainererfolge als österreichischer Meister und Cupsieger mit dem so liebenswerten Verein aus Meidling vorkommen werden.

Da es bis dahin noch ein weiter und steiniger Weg ist, sprechen wir mal über das Meisterschaftsspiel vom letzten Wochenende. Mit dem FCM Flyeralarm Traiskirchen kam der starke Tabellennachbar aus der Thermenregion auf Besuch nach Meidling. Eine Mannschaft die nie aufgibt, gleich ihrem Bürgermeister. Scheint auch eine Niederlage schon amtlich besiegelt, gehen sie meist noch als Sieger vom Platz. Aber gestählt durch die beinharte Schlacht der Vorwoche in Ardagger waren unsere Viktorianer bereit für den ersten Sieg im Frühjahr und wir durften uns auf ein spannendes und hochkarätiges Spiel freuen.

Vor einer sehr ansehnlichen Kulisse, die sich trotz kalter, feuchter und vor allem windiger Wetterlage am Viktoriaplatz im Herzen Meidlings eingefunden hatte, begannen beide Kontrahenten etwas vorsichtig und ängstlich, und es dauerte doch einige Zeit bis beide Teams ins Match fanden und ihre anfängliche Zurückhaltung ablegten. Danach entwickelte sich ein sehr abwechslungsreiches und gefälliges Spiel, wobei die Heimmannschaft das Spiel immer besser in den Griff bekam und eine leichte Feldüberlegenheit herausspielte. Die großen Torszenen blieben auf beiden Seiten anfänglich aus. Doch näherten sich die Viktorianer mit fortlaufendem Spiel immer mehr dem gegnerischen Tor und die ersten gefährlicheren Torszenen konnten von den Fans beklatscht werden.

Knapp zehn Minuten vor der Pause war es dann soweit. Ein schön vorgetragener Angriff wurde von unserem Youngster Daniel erfolgreich abgeschlossen. Das erste Tor im Frühjahr löste die angespannte Atmosphäre und großer Jubel ging über den Viktoriaplatz. Die durchaus verdiente Führung war geschafft, die Freude darüber war enorm. Problemlos brachten unsere Viktorianer die Führung in die Pause. Es ist jedes Mal angenehm überraschend, wie gut das Pausenbier mit einer Führung im Rücken schmeckt. Mit großer Vorfreude auf die zweite Halbzeit genossen wir bei eisigen Temperaturen das kühle Blonde.

Mit enormen Selbstvertrauen starteten die Viktorianer in Halbzeit Zwei. Sofort übernahmen sie das Kommando und drückten auf ein zweites Tor. Böse Zungen diskutierten ob das Tor vor der Pause oder das Halbzeitkabinenbier diesen Blitzstart auslöste. Es waren keine zehn Minuten gespielt als unser Gegner nach einem Torraub und darauffolgendem Platzverweis nur mehr mit zehn Mann am Platz stand. Eine vollkommen richtige Entscheidung vom stark agierenden Schiedsrichter.

Nun spielte nur noch eine Mannschaft: unsere Wiener Viktoria. Mit Powerfußball vom Feinsten wurde der Gegner in der eigenen Hälfte eingeschnürt. Das zweite Tor war nur eine Frage der Zeit und ließ nicht lange auf sich warten. Angriff über die linke Seite, scharfer Stanglpass und mit voller Rotter-Power wurde der Ball ins Tor bugsiert. Großer Jubel in der Mannschaft, auf der Trainerbank und auf den Rängen.

Und die Meidlinger gaben keine Ruhe. Der Gegner lag am Boden. Angriff um Angriff rollte auf das Tor der Niederösterreicher. Nur wurden leider auch die allerbesten Möglichkeiten, teils auch leichtfertig, vergeben. Das sollte sich noch rächen. Und das Übel begann zwanzig Minuten vor Schlusspfiff.

Der Elan der Heimelf erlosch, Fehler schlichen sich ein und der Gegner wurde von Minute zu Minute stärker und aggressiver. Es war nichts mehr von der numerischen Überlegenheit zu sehen und zu spüren. Man gab das Spiel ohne ersichtlichen Grund aus der Hand. Unbegreiflich, unverständlich, unser altes Übel – die offensichtliche Angst vor dem Gewinnen – hielt am Viktoriaplatz als ungebetener Gast Einzug. Wann erteilt man dieser Angst endlich Platzverbot? Und so kam es wie es kommen musste. Mit leicht herausgespielten Toren fünf Minuten vor Schluss und in der Nachspielzeit stahlen uns die aufopfernd kämpfenden Traiskirchner noch zwei Punkte aus der Festung Meidling. Mit hängenden Köpfen schlich die Mannschaft wie begossene Pudel in die Kabine. Nichts war mit drei Punkten, nichts war mit dem Geburtstagsgeschenk für den Cheftrainer.

Leider gelang es uns nicht zum ersten Mal einen sicher geglaubten Sieg nach Hause zu bringen. Über den Grund kann man nur spekulieren. Die Mannschaft wurde zu keiner Zeit nachlässig oder überheblich. Die Einstellung war in Ordnung, die Leistung in den ersten siebzig Minuten großartig! Nur das Ende des Drehbuchs muss für die Zukunft umgeschrieben werden. Und für das haben wir bereits am kommenden Samstag beim nächsten Heimspiel gegen TWL Elektra die Möglichkeit. Ich hätte dabei an folgendes Skriptum gedacht: Die stark aufspielenden Viktorianer gehen mit einer 2-0 Führung in die Pause. Nach einem kurzen Durchhänger und Anschlusstor zu Beginn von Hälfte Zwei, zündet unsere Mannschaft ein spielerisches Feuerwerk und gewinnt locker 6-1.

Dieses Ende würde mir ausgezeichnet gefallen. Ich denke euch auch. Dann sollten wir uns diesen Film am Wochenende einfach gemeinsam anschauen. Bis dann!

Forza Leiwand, Gerhard

 

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