Gerhards Matchbericht// SG Ardagger Viehdorf – SC Wiener Viktoria

Ein Viktorianer on Tour

 

SG Ardagger Viehdorf – SC Wiener Viktoria

 

RLO-Saison 2023/24, 17. Runde, 02.03.2024

 

Forza Leiwand!

„Mutig in die neuen Zeiten“ tönt es schon seit Ewigkeiten in der österreichischen Bundeshymne. Nicht in der Strophe mit den Bergen, Flüssen, Söhnen und Töchtern, sondern in der Dritten, kaum bekannten. Eine Devise, die in den letzten Jahren in Vergessenheit geraten ist. Seuchen, Kriege, Klimawandel und unsere Politik nahmen uns die Hoffnung an einer positiven Zukunft. Darum schlug die neue Devise unseres Meidlinger Traditions- und Lieblingsvereins bombastisch in den langweiligen Tagesablauf unserer eingestaubten Medienlandschaft ein.

„Für Leiwand, gegen Oasch“ hallte es in der Woche vor Beginn der Frühjahrssaison durch alle Gassen. Ein Manifest unserer Wiener Viktoria gegen Gewalt, Rassismus und Sexismus. Eine Ode an die Schönheit und sozialen Stellenwert von Fußball, Eine Hymne gegen Diskriminierung und Fremdenhass. Initiiert von einem drittklassigen Fußballverein. Ein Paukenschlag in der österreichischen Sportwelt und ein Balsam auf der Seele des Sportfreundes nach den unverzeihlichen Entgleisungen beim Wiener Derby.

Mit neuem Motto, riesiger Fahne und viel Optimismus ging es daher am vergangenen Samstag bestens gelaunt zum Saisonstart nach Ardagger ins Mostviertel. Die Mannschaft hatte gut überwintert. Auch das Trainerteam war nach dem uns Alle in Angst und Schrecken versetzenden Notfalls unseres Cheftrainers wieder wohl auf und bereit für große Taten. Die Ergebnisse in der Vorbereitung verliefen zufriedenstellend, besser gesagt vielversprechend für eine gute und erfolgreiche zweite Saisonhälfte. Let´s go! Forza Viktoria! Forza Leiwand!

Die Aufgabe die uns nach der längsten Auswärtsfahrt der Saison erwartete war nicht leicht. Unser Gegner, der überraschende letztjährige Aufsteiger aus der niederösterreichischen Landesliga, wusste im Herbst mit starken Heimspielen zu gefallen, und war der einzige, in Heimspielen, noch ungeschlagene Verein der Liga. Trotzdem ging unsere Mannschaft mit der Überzeugung, drei Punkte mit nach Hause nehmen zu dürfen, in das Spiel.

Die Gäste aus Meidling übernahmen auch sofort das Kommando. Und bereits in der zweiten Minute schien die Überfallstaktik Früchte zu tragen. Klares Foul an unserem Dominik im Strafraum. Alle warteten auf den fälligen Elfmeterpfiff und eine schnelle Führung der Viktorianer. Doch wir hatten die Rechnung ohne den Schiedsrichter gemacht. Entsetzen! Der Elferpfiff blieb aus. Dafür erhielt unser gefoulter Spieler vom Mann in Gelb (glaube ich zumindest) die Erklärung, dass er in der zweiten Minute sicher keinen Elfer pfeift.

Es ist schön, wenn einer nach strikten Vorsätzen sein Leben bestreitet. Sich nicht von Gesetzen oder wie in diesem Fall Regeln beherrschen lässt. Ein Freidenker wie er im Buche steht. Der Che Guevara der Schiedsrichter. Der Robin Hood des in Stürmerbeine rutschenden Verteidigers. Davon gibt es nicht viele, und genau einer von dieser aussterbenden Rasse wird uns vorgesetzt. Vielleicht könnte der Verband in diesem Fall ausnahmsweise vom Artenschutz absehen, und diese Spezies aus dem Verkehr ziehen. Es würde sich durchaus positiv auf den Fußball auswirken.

Damit war das Spiel auch schon beendet. Nein, nicht für mich. Ich wurde nicht wegen Fehlverhaltens des Platzes verwiesen. Ich halte mich ja an die Regeln des Vereinskodex. Ehrlich gesagt ist es in solchen Situationen nicht einfach, aber ich mache es. Kein böses Wort, keine Schimpftriaden. Situation abgehakt, erledigt. Nur leider auch das Spiel. In den verbleibenden 88 Minuten konnte ich keine erwähnenswerte Torchance, geschweige einen Torschuss orten. Unsere Mannschaft war bemüht, mit geschätzten 120% Ballbesitz schwer überlegen, doch wurde gegen das destruktive, teils überharte Spiel des Gegners kein Mittel gefunden. Es war einfach zermürbend: Ballannahme, Haken, gegnerischer Fuß am Schienbein. Ballannahme, Haken, gegnerischer Fuß in der Wade. Hoher Ball, Kopfballduell, gegnerischer Ellbogen in der Rippe. Jeder Zweikampf endete mit einem Foul.

Schön langsam erkannte ich das Erfolgsrezept für die tolle Heimbilanz der Niederösterreicher. Starke Defense, körperbetontes Tackling und ein Free-Kick beim vierten Down. Wie man es halt bei den erfolgreichen Teams der NFL immer sieht. Wenn dann auch keine „penalty flag“ beim Regelverstoß geworfen wird, hast du als spielende Mannschaft keine Möglichkeit ein geordnetes Spiel aufzuziehen.

Wie gesagt, es war unseren Jungs das Bemühen nicht abzusprechen. Sie gingen so weit wie möglich ein hohes Tempo, waren Spiel dominierend und bemüht den Ball laufen zu lassen. Es bestand in keiner Situation die Gefahr einen Gegentreffer einzufahren. Es wurde nie kopflos nach vorne gespielt und es zeigten sich in keiner Phase des Spiels Anzeichen von Resignation. In solchen Spielen hilft dir nur ein genialer Schachzug, ein Genieblitz, eine gelungene Einzelaktion. Doch die wollte einfach nicht gelingen. Da hätten wir noch eine Stunde weiterspielen können, es hätte nichts geändert. Ein Pfiff in Minute zwei hätte meiner Meinung nach jedoch alles geändert…..

Wie man sieht, waren wir nicht die Ersten die sich hier schwertaten, und wir waren auch sicher nicht die Letzten, die die Heimstärke der Mostviertler – im wahrsten Sinne des Wortes- zu spüren bekamen. Sehr angenehm blieben mir sicher die Gastfreundlichkeit, die gut organisierte Gastronomie, der rege Zuschauerzuspruch sowie die faire und positive Stimmung im Stadion in Erinnerung.

Daher ging es auch gut gelaunt zurück nach Wien. Zumindest ein Punkt wurde mit nach Wien genommen. Die noch fehlenden Genieblitze und Torjubel heben wir uns für die noch kommenden zahlreichen Spiele des Frühjahrs auf.

Vielleicht schon beim nächsten Heimspiel am kommenden Samstag am Viktoriaplatz gegen Traiskirchen. Ein schweres Spiel, gegen eine sehr, sehr starke und zu Saisonbeginn durchaus überzeugende Mannschaft. Ich bin schon sehr gespannt und freue mich auf die Heimpremiere der „neuen“ Viktoria. Kommt bitte Alle zahlreich auf den Platz und lasst uns allen zeigen, dass wir die Freude am Fußball nicht nur reden, sondern auch leben. Kommt und unterstützt die Wiener Viktoria. Lasst uns ein Fußballfest feiern, das seines gleichen sucht. Ich verspreche euch eine bis zu den Haarwurzeln motivierte Mannschaft, eine positive Stimmung und die gewohnt umwerfende Gastronomie. Eines kann ich euch nicht versprechen, das sind drei Punkte. Doch bin ich überzeugt davon, dass die Wiener Viktoria als Sieger vom Platz gehen wird. Und wenn nicht mit drei Punkten, dann zumindest als Sieger der Herzen!

Forza Leiwand, Gerhard

 

Gerhards Matchbericht// SC Wiener Viktoria – Young Violets

Ein Viktorianer on Tour

 

SC Wiener Viktoria – Young Violets Austria Amateure

 

RLO-Saison 2023/24, 16. Runde, 11.11.2023

 

Saisonschluß

 So schnell vergeht die Zeit. Es ist kaum einen Wimpernschlag her, als wir Ende Juli, voller Spannung auf die neue Saison, nach Favoriten pilgerten, um unsere Meidlinger Lieblinge gegen die Austria Amateure zu unterstützen, schon standen wir uns wieder gegenüber. Diesmal am Viktoriaplatz, zur ersten Frühjahrsrunde. Vom Frühjahr war wohl keine Rede, ganz tief schlich sich die eisige Kälte des fortgeschrittenen Herbstes in meine müden, alternden Knochen. Zeigte sich vor Spielbeginn noch kurz, die mit letzter Kraft, gegen den mit Riesenschritten heraneilenden Winter, ankämpfende Herbstsonne, so war es zur Anpfiffszeit bereits dämmrig und fröstelnd. Mit einem heißen – zumindest innerliche Wärme bietenden – Glühwein in der Hand, fieberten wir oder besser gesagt zitterten wir uns einem hoffentlich erwärmenden Schlagaustausch gegen die Young Violets entgegen.

Zu unserem aller Glück, litten die beiden Mannschaften nicht unter den herrschenden Außentemperaturen, und legten von Beginn an ein schnelles, kampfbetontes und rassiges Spiel auf das Parkett. Die Gäste versuchten mit technischer Brillanz und herzhaften Aktionen schnell zum zählbaren Erfolg zu kommen, welches aber von um keinen Deut schlechteren, gut organisierten Viktorianern erfolgreich unterbunden wurde. Ganz im Gegenteil. Bereits nach zehn Minuten stellte sich unser wieder genesener Schobsi bei der gegnerischen Abwehr vor, und erzielte mit feiner Einzelleistung das schnelle 1-0 für die Hausherren.

Faszinierend wie ein solches Tor das menschliche Temperaturempfinden beeinflussen kann. Schnell war die Kälte vergessen, und die Freude über das rasche Erfolgserlebnis, setzte Endorphine des Wohlbefindens frei. So könnte es gerne weiter gehen. Die Hausherren blieben konzentriert und fanden immer wieder die richtige Antwort auf das variantenreiche und technisch hochwertige Spiel der Jung-Austrianer. Und setzten sogar noch einen drauf. Unser Dominik erhöhte mittels Elfmeter nach einer halben Stunde zum viel umjubelten 2-0. Ein gerechtfertigter Elfmeter, der keine Diskussionen aufkommen ließ. Ein Wahnsinn! Heute lief es wie am Schnürchen. Nur nicht leichtsinnig werden. Im T-Shirt beklatschte ich den souverän verwandelten Strafstoß. Die Hitze war kaum auszuhalten.

Wieder angezogen und etwas fröstelnd wollte ich die letzten zehn Minuten bis zur Pause genießen. Ich war sehr zufrieden mit der bisher gezeigten Leistung, begeistert vom tollen Erfolg gegen die Young Violets und dieser Krönung der so erfolgreichen Herbstsaison. Jedoch sollte man den Tag nicht vor dem Abend loben. Ein Fehler, der nach hinten los ging. Entsetzt schlich ich mich wie versteinert mit einem 2-2 Pausenstand zum Aufwärmen in die Kantine.

Der sehr fragwürdige Elfmeter zum 2-1 entlockte mir noch ein kurzes Schmunzeln. Jetzt hilft denen auch noch der Schiedsrichter. So etwas von egal. Dann machen wir halt einfach noch ein drittes Tor vor der Pause. Als sich dann aber in der Nachspielzeit der ersten Hälfte ein Schupfer Richtung Tor über alle hinweg doch noch ins Kreuzeck senkte, verstand ich die Welt nicht mehr. Das darf doch nicht möglich sein! Nicht, dass die Mannschaft zu spielen aufhörte. Eine Fehlentscheidung und ein Lucky Punch brechen dir das Genick. Aus einer ungefährdeten Führung wurde ein Unentschieden. Aus einer souveränen Partie ein Spiel auf Messers Schneide. Cool bleiben. Nicht die Nerven wegschmeißen. Es war alles noch im grünen Bereich. Die Mannschaft hatte es selbst in der Hand wieder auf die Spur des Erfolgs zurück zu finden. Ich war weiterhin felsenfest von drei Punkten überzeugt. Meine Sorge lag mehr darin, meinen erfrorenen Körper genug Wärme für die zweite Hälfte zuzuführen.

Leicht angetaut ging es zurück ins Freie. Beide Mannschaften kamen mit der Prämisse auf das Feld zurück, drei Punkte zu holen. Es war ein offener Schlagabtausch zweier gleichwertiger Mannschaften. Das Spiel war unterhaltsam, spannend und ausgeglichen (leider jedoch nicht mehr so erwärmend wie in der ersten Hälfte). Man schenkte sich nichts, nur fehlten im zweiten Durchgang die wirklich zwingenden Chancen. Als zum guten Ende die Kräfte nachließen und alles auf ein durchaus akzeptables Unentschieden hinlief, passierte unseren Viktorianern leider ein spielentscheidendes Eigentor fünf Minuten vor Schluss. Ein letztes Aufbäumen in der Nachspielzeit blieb ohne Erfolg und als der gegnerische Torhüter in der letzten Minute mit einem sensationellen Reflex den Ball neben das Tor drehte, war die Niederlage im letzten Saisonspiel besiegelt. Geschlagen von einem fragwürdigen Elfer, einem Tausend Gulden Heber und einem Eigentor. Die Mannschaft braucht sich nichts vorwerfen. Sie hatte alles gegeben. Es war an diesem Tag einfach zu wenig. Und man darf auch gut und gerne auch mal das Wörtchen „Pech“ als Begründung verwenden.

Ganz so möchte ich es auch nicht stehen lassen. Ich habe es bisher absichtlich vermieden in meinen Berichten jegliche Kritik am pfeifenden Volke kund zu tun. In diesem Falle muss ich leider davon abkommen. Es kann nicht sein, dass jeglicher Zweikampf mit zwei paar Schuhen gemessen wird. Über neunzig Minuten zermürbt das jede Mannschaft. Nicht das es in den bisherigen Spielen nicht vorkam. Aber im Regelfall hält es sich die Waage. Was wir uns in diesem Spiel aber über das gesamte Spiel bieten lassen mussten war unsagbar!

 

So, nun sind alle Schlachten geschlagen und wir gehen zufrieden in die lange Weihnachtspause. Glücklich über eine tolle Herbstsaison, hoffnungsvoll für neue Erfolge im Frühjahr. Wie es am Ende der Saison überall üblich ist möchte ich die Besten der Besten noch mit dem „Viktorianer on Tour Ehren Oskar“ auszeichnen. Nach stundenlanger Analyse der Spiele war es mir jedoch nicht möglich einen Sieger zu ermitteln. Ich habe daher beschlossen die Auszeichnung an drei Sieger zu vergeben.

Sieger Nummer 1 ist unsere Startelf. Mit starken Leistungen über die gesamte Saison spielte sie sich in unsere Herzen. Mit Herz, Kampfkraft, Können und Teamgeist lieferte sie uns Woche für Woche unbezahlbare Unterhaltung am Fußballplatz. Ich danke euch dafür!

Sieger Nummer 2 ist unsere Reservebank. Immer Einsatzbereit, wenn jemand aus der Stammelf ausfiel. Es konnte jeder Stammspieler lückenlos ersetzt werden und jeder konnte sich genauso in unsere Herzen spielen, wie die Jungs aus der Startelf. Ich danke euch dafür!

Sieger Nummer 3 ist unser Trainer- und Betreuerteam. Sie gaben immer ihr Bestes. Formten aus jungen Talenten und Routiniers eine einzigartige Mannschaft. Und auch sie haben einen festen Platz in unserem Herzen. Ich danke euch dafür!

Kurz gesagt: mein Sieger ist ganz einfach unsere SC WIENER VIKTORIA!!!!!

 

Ich wünsche euch allen eine erholsame Winterpause, Frohe Weihnachten und einen Guten Rutsch. Vor allem auch viel Gesundheit und freue mich euch alle im Frühjahr wieder zu sehen.

 

Bis bald, Gerhard

 

Gerhards Matchbericht// SC Wiener Viktoria – ASV Draßburg

Ein Viktorianer on Tour

 

SC Wiener Viktoria – ASV Draßburg

 

RLO-Saison 2023/24, 15. Runde, 04.11.2023

 

Applaus, Applaus!

Anfield Road wir kommen! Am Nationalfeiertag war es endlich soweit. Mein lieber Sohn Raffael und ich machten uns auf den Weg nach England. Pferderennen und Fußball stand auf dem Programm. Den Beginn machte die Pferderennbahn in Cheltenham, das Mekka der Hürden- und Jagdrennen. Dort wo sich beim großen viertägigen Festival im März täglich bis zu siebzig Tausend! Zuseher einfinden, ging es bei der Saisoneröffnung etwas ruhiger zur Sache. Wir sahen an beiden Renntagen tollen Sport in prickelnder Atmosphäre auf einer imposanten Rennbahn. Selbst der etwas „magere“ Besuch von knapp zehn Tausend Zuschauern am Freitag und annähernd sechzehntausend am Samstag, brachte einen österreichische Verhältnisse gewohnten Rennplatz Enthusiasten zum Staunen. Eine Zuschauerzahl von der 99,8% der österreichischen Fußballvereine nur träumen können.

Erfreut war ich an diesem Samstag auch von den News aus Meidling. Der Punktegewinn unserer Viktorianer beim Tabellenführer aus Floridsdorf war zwar durchaus erhofft, aber auf keinen Fall selbstverständlich. Gut gelaunt ging es daher Samstag abends mit dem Zug nach Liverpool, zum zweiten Höhepunkt unserer Reise ins Vereinigte Königreich.

Während der Wunsch zu einem Besuch auf der Rennbahn in Cheltenham erst in den letzten Jahren entstand, handelte es sich beim Liverpool Match an der Anfield Road um einen Kindheitstraum. Bereits um halb elf machten wir uns auf den Weg zum um 14.00 Uhr beginnenden Premier League Spiel Liverpool FC gegen Nottingham Forest. Halb Liverpool war schon auf den Beinen, jeder zumindest mit einem Fan Schal bewaffnet, die Meisten aber im Fan Trikot. Schlangen an den Bushaltestellen Richtung Anfield. Unwahrscheinlich!

Um halb zwölf bereits High Life vor dem Stadion. Fan Stände en masse. Der aktuelle Match Schal ist Pflicht. Dutzende Stände mit Fish and Chips, Burger, Pizza und Fries. Menschenmassen warten auf den Zutritt in den dreistöckigen Fan Store. Die Stimmung ist ausgelassen, fröhlich und einfach umwerfend positiv. Keine grölenden Möchtegern Fans. Vor dem Stadiontoren unterhält eine Liveband die Zuschauer.

Applaus, Applaus an diese Fankultur. Applaus, Applaus an den englischen Fußball. Unvorstellbar, wenn man an die Ausschreitungen der englischen Hooligans in den 80er und 90er Jahren zurückdenkt. Hier wurden die Hausaufgaben gemacht. Keine Zäune trennen das Spielfeld vom Publikum, keine Personenkontrolle am Eingang. Man kommt Fußball schauen und nicht den Gegner prügeln. Man feuert die eigene Mannschaft an und beschimpft nicht den Kontrahenten. Man muss nicht das halbe Stadion abfackeln um glücklich zu sein. Applaus, Applaus!

Eine Stunde vor Anpfiff füllt sich das Stadion. Die Fan Gesänge werden immer lauter. Die Mannschaften kommen auf das Feld und über fünfzig Tausend Fans singen gemeinsam und friedlich „You´ll never walk alone“. Gänsehautstimmung, am Rücken rennt es dir kalt hinunter, die Augen werden feucht …. Und es ist noch intensiver als du es dir jemals vorgestellt hast. Du stehst da, sprachlos mit offenem Mund und saugst die Atmosphäre in dich auf. Es ist einfach unbeschreiblich!!! Applaus, Applaus!

Zurück in Meidling! Die Herbstferien waren fast geschafft. Die letzte Runde der Herbstsaison stand am Programm. Die Wiener Viktoria freute sich auf unseren sympathischen Gegner aus Draßburg. Schönes, sonniges Herbstwetter erwärmte die Meidlinger Seelen und lockte eine ganz ansehnliche Fangemeinde auf den Viktoriaplatz. Mit einem Dreier wollte man die so erfolgreiche Herbstsaison (Applaus, Applaus!) siegreich beenden. Nachdem der erträumte aber brotlose Herbstmeistertitel nicht glückte, wollte man den Rückstand für das Frühjahr so gering wie möglich halten.

Von Beginn übernahmen die Meidlinger das Kommando. Es war zwar kein bedingungsloser Sturmlauf auf das gegnerische Tor, aber man war sehr bemüht das Spiel zu kontrollieren und sobald wie möglich auch zählbare Erfolge zu verbuchen. Ganz so einfach wollten es uns die Draßburger auch nicht machen, und machten es unseren Viktorianern mit einer starken Defensivleistung schwerer als erhofft. Nach dem unsere ersten beiden Chancen nicht verwertet wurden, gelang unserem Dominik nach knapp einer halben Stunde das erhoffte 1-0. Mit der Führung im Rücken, nahmen die Hausherren das Tempo zu frühzeitig vor der Pause aus dem Spiel. Das ging leider nach hinten los. Mit der ersten erwähnenswerten Offensivaktion gelang den Gästen der überraschende Ausgleich. Ein Freistoß knapp außerhalb des Strafraums wurde unhaltbar im Kasten der Meidlinger versenkt. Ein Traumtor – Applaus, Applaus!

Gegen so ein Tor ist man machtlos. Mit dem 1-1 ging es in die Halbzeit. Nichts passiert. Die Einstellung der Mannschaft passt, es ist noch Luft nach oben und die Burschen werden sich den Sieg nicht nehmen lassen. So ging es körperlich zurück auf das Feld. Gedanklich blieb man noch in der Kabine. Es dauerte keine zwei Minuten bis die Draßburger das Spiel gedreht hatten. Keiner passte auf, niemand spielte mit. Das verdiente 1-2 war Realität.

Zu unserem Glück gesellten sich unsere Spieler nun auch mental auf das Feld. Und wie! Es folgten die stärksten fünfzehn Minuten unserer Viktorianer in der ganzen Herbstsaison. Ich stelle diese Viertelstunde über die glorreiche Leistung von Leobendorf. Wie von der Tarantel gestochen übernahm man das Kommando und lies ein Feuerwerk auf das Draßburger Tor los, das seines gleichen sucht. Mit wunderbaren Toren von Kevin, Nikolai und Dominik, eines schöner wie das andere, drehte man das Spiel erneut – 4-2. Endlich passten die Fernschüsse. Der Gegner wurde mit enormem Tempo an den eigenen Strafraum gedrängt, wurde schwindlig gespielt und einfach gesagt vom Platz geschossen. Applaus, Applaus!

Danach ließ man nichts mehr anbrennen. Das Tempo wurde herausgenommen, das Spiel kontrolliert und locker über die Runden gebracht. Ein erfolgreicher Herbst wurde mit einer überragenden Leistung beendet. Nach wackligen drei Runden, wurden wir von der Mannschaft wahrhaft verwöhnt. Für mich, die beste Mannschaft, die Meidling je gesehen hat. Ein eingeschworener Haufen mit großem Kämpferherz. Technisch versiert und kampfstark. Die Mischung aus viel Jugend und Routine ergänzt sich gut, und sorgt für ein optimales Gleichgewicht im Mannschaftsgefüge. Dazu noch ein Trainerteam vom Feinsten. Da kann es für das Frühjahr nur eine Devise geben: wir wollen ganz nach oben. Applaus, Applaus für unsere Wiener Viktoria. Wir danken euch von ganzem Herzen für diesen tollen Herbst!

Bereits am kommenden Samstag beginnt der fußballerische Frühling. Im ersten Spiel der Rückrunde empfangen wir um 16.00 Uhr am Viktoriaplatz die Amateure der Wiener Austria.
Wir hätten da noch eine Rechnung für die Niederlage in der ersten Runde offen. Und ich bin mir sicher, dass wir diese Rechnung begleichen werden und mit drei Punkten ins Frühjahr starten. Dazu brauchen wir einfach wieder eure ganze Unterstützung. Ich hoffe, ihr kommt alle wieder zahlreich auf den Viktoriaplatz!

Bis bald, Gerhard

Gerhards Matchbericht// SC Wiener Viktoria – Kremser SC

Ein Viktorianer on Tour

 

SC Wiener Viktoria – Kremser SC

 

RLO-Saison 2023/24, 13. Runde, 21.10.2023

 

Autsch!

Irgendwie lief die letzte Woche einfach nicht rund. Ja, von rund laufen war man eigentlich meilenweit entfernt. Man konnte sagen es eckte überall. Und das war noch untertrieben. Es kam mir jedes Mal das Grauen, sobald ich mir die Nachrichten ansah. In welcher Welt leben wir eigentlich? Es werden Menschen einfach abgeschlachtet, ausgehungert oder erschossen. Nur weil sie andere Religionen, Meinungen oder Herkunft haben. Diktatoren annektieren einfach Nachbarländer und fordern von Anderen die Einhaltung der Menschenrechte. Terroristen versetzen die ganze Welt in Angst und Schrecken. Hat keiner etwas aus der Vergangenheit gelernt? Ich dachte der Mensch entwickelt sich weiter. Ethisch, moralisch und geistig. Autsch! – da habe ich mich wohl geirrt.

Wenn du den Schock der Nachrichten überwunden hast, kannst dich dann mit deinen Kindern herumschlagen. Wo die ihre Lebenseinstellung herhaben ist mir auch unerklärlich. Wahrscheinlich von Tic Toe oder wie das Massen-Vertrottelungs-Medium heißt. Meine ist es jedenfalls nicht. Autsch! – der nächste Tiefschlag.

Wenn man dann auch noch die Budgetdebatte im Parlament hinter sich hatte, konnte nur noch eines helfen. Unsere Wiener Viktoria.

Die Vorfreude auf das samstägige Meisterschaftsspiel gegen den Kremser SC war einfach riesengroß. Das Spiel war die Motivation, die mich den Irrsinn um mich herum vergessen ließ. Die Erwartungshaltung für dieses Spiel war einfach groß. Die Erfolge der letzten Wochen machten die Meidlinger fast schon unschlagbar. Und wenn du mal ganz vorne mitspielst, findest du einfach Gefallen daran. Willst einfach dabeibleiben.

Aber die Konkurrenz schlief nicht. Beide Spitzenreiter konnten am Freitag ihre Spiele gewinnen. Somit wurde auch der Druck auf unsere Mannschaft größer. Wer von den beiden Tabellennachbarn schafft es den Anschluss an die Beiden ganz vorne zu halten. Ein Fight um alles. Gibst du dich mit einer tollen, erfolgreichen Herbstsaison zufrieden, oder bist du wirklich bereit für den ganz großen Clou. Der Sieger des Spiels bleibt im Kampf um die Herbstkrone dabei – „The winner takes it all, the loser´s standing small“. Mit großer Vorfreude auf das so wichtige Duell ging es am frühen Samstagnachmittag auf den Viktoriaplatz.

Das Wetter war so nebenbei erwähnt einfach wieder großartig. Die mittlerweile bereits gewohnten herbstlichen Hochsommertemperaturen gaben dem Spitzenspiel Mitte Oktober ein südländisches Flair. Zur Erinnerung: vor zehn oder elf Jahren, zur gleichen Zeit, war mir beim Cupspiel gegen Ried bei null Grad und arktischem Wind fast das Bier eingefroren. Der Zustrom der Anhänger hatte ganz beachtliches Ausmaß. Vielleicht etwas zu viele von der gegnerischen Fraktion, aber auch das Interesse des Meidlinger Anhangs war durchaus in Ordnung. Hoffentlich hatte keiner die Sonnencreme vergessen.

Also stand einem spannenden Fight nichts mehr im Wege, und der Schiedsrichter pfiff bei toller Stimmung am Viktoriaplatz das Spitzenspiel der dreizehnten RLO-Runde an. Und zur Halbzeit wieder ab. Dazwischen gab es nicht wirklich viel. Keine Ahnung woran es lag, aber da war nichts. Kein Kampf auf Biegen und Brechen. Kaum Tempo. Angst und Fehler auf beiden Seiten. Die Gäste waren etwas mehr bemüht, hatten spielerisch etwas mehr vom Spiel, ohne jedoch irgendwie zwingend zu werden. Fernab von Spannung, Kampf und technischen Feinheiten quälte sich das Match durch die erste halbe Stunde. Ein, zwei Torszenen vor unserem Tor in den ersten Spielminuten, das war es. Zehn Minuten vor dem Pausenpfiff fiel das 1-0 für die Wachauer. Ergab sich so. Es war gerecht, sie waren die etwas bessere Mannschaft. Von Seiten der Meidlinger gab es über die kompletten 45 Minuten keinen einzigen Torschuss. Autsch! – das war sehr, sehr wenig.

Irgendwie verstand ich die Welt nicht mehr. Okay, das nehme ich zurück. Die Welt verstand ich bereits vorher nicht mehr. Sagen wir einfach, nach dieser Halbzeit war meine Fußball Welt etwas aus dem Gleichgewicht geraten. Ich suchte nach der Mannschaft, die uns in den letzten Wochen so verwöhnt hatte, die allen viel Freude machte. Ich suchte nach einem Grund für diesen Aussetzer. War es die Angst, die große Anspannung vor dem Spiel. Ich hoffte auf ein Wunder. Auf die Auferstehung in der zweiten Halbzeit, auf eine wirksame Kabinenpredigt vom Trainerteam. Man hatte noch eine ganze Hälfte Zeit, und auch die Leistung des Gegners war nicht wirklich angsteinflößend. Außerdem stirbt die Hoffnung ja angeblich zuletzt.

Schnell konnte man erkennen, dass es auch in der zweiten Spielhälfte um nichts besser lief als in der Ersten. Zwar war man dem Gegner jetzt ebenbürtig, aber sonst änderte sich nichts. Beide Mannschaften waren weit weg von der Normalform. Noch dazu gelang den Kremsern nach einer Stunde aus dem Nichts heraus das 2-0. Die Vorentscheidung. Unsere Mannschaft war weit davon entfernt, in dieser Tagesform das Spiel drehen zu können. Da die Gäste das ohnehin fehlende Tempo ganz aus der Partie nahmen, gewannen die Meidlinger zwar etwas die Oberhand, die Ausbeute war jedoch gleich null. Einziger Aufreger war eine strittige Szene im Strafraum der Niederösterreicher, bei der man durchaus einen Elfer pfeifen hätte können. Der Pfiff blieb leider aus, womit auch der letzte Funken der Hoffnung auf eine mögliche Aufholjagd wie eine Seifenblase zerplatzte.  Auffallend war gegen Schluss hin, dass der Schiri überhaupt sehr hart spielen ließ, dabei überhaupt keine Heimtendenz zeigte, und einige sehr ruppige Attacken der Gäste ungeahndet blieben. Die Kremser brachten das 2-0 locker ins Trockene und machten sich in der Tabelle auf die Verfolgung der Spitzenreiter. Genau das hätten auch wir vorgehabt. Aber das spielt es nach 90 Minuten ohne Torschuss nicht. Autsch! – diese Watschn tat weh.

Aufarbeiten, abhaken, vergessen. Wir alle wissen, dass es viel, viel besser geht. Jetzt nur nicht in den letzten drei Runden die erfolgreiche Herbstsaison versemmeln. Es wird nicht leicht, gleich nächste Woche warten die in Überform spielenden Donaufelder. Ganz egal. Jagt einfach die drei Spitzenreiter. Spielt locker auf. Dann wird es wieder klappen. Dann ist es auch möglich gegen Donaufeld drei Punkte zu holen. Es müssen sich nur alle auf ihre Stärken besinnen. Wenn euch das gelingt, dann fällt auch der Leader!

Leider kann ich nicht dabei sein, wenn unsere Burschen nächsten Samstag gewinnen. Ich muss mit meinem Jüngsten nach Liverpool an die Anfield Road. Liverpool gegen Nottingham, ein Klassiker aus meiner Jugendzeit. Müssen ist etwas übertrieben ausgedrückt. Ich freue mich darauf „wia a klaner Bua aufs Christkindl“. Aber ich bin gedanklich bei meiner Lieblingsmannschaft aus Meidling. „You´ll never walk alone!“

Bis bald, Gerhard

 

Gerhards Matchbericht// SV Oberwart – SC Wiener Viktoria

Ein Viktorianer on Tour

 

SV Oberwart – SC Wiener Viktoria

 

RLO-Saison 2023/24, 12. Runde, 13.10.2023

 

Triskaidekaphobie

 

Na das konnte ja was werden. Ausgerechnet am Freitag den Dreizehnten musste die Wiener Viktoria zum fernen Auswärtsspiel nach Oberwart. Nichts für Abergläubische. Man sollte auf keinen Fall unter Leitern durchgehen. Besonders gefährlich sind aber an diesem Tage schwarze Katzen. Ich bin mir momentan aber nicht sicher, ob die Vierbeiner mehr Unglück bringen, wenn sie einem von links oder von rechts vor die Füße laufen. Denke jedoch, dass es weniger entscheidend ist, aus welcher Richtung das Tier kommt. Viel entscheidender ist es wohl ob es sich bei der schwarzen Katze um eine Hauskatze oder einen Panther handelt. Bei Letzterem wäre es dann besser, wenn der Panther rosarot wäre und Paulchen heißt. Vorsichtshalber machten wir uns ohne jeglicher Aufstiegshilfen und Haustiere auf die Fahrt.

„Wer hat an der Uhr gedreht?“. Bereits um halb vier ging es vom Viktoriaplatz im „Wahre Liebe“ Bus auf die eineinhalb stündige Reise ins Mittelburgenland. Mit dabei hatten wir auf der Fahrt jeden Falls viel gute Laune und jede Menge Zuversicht, mit drei Punkten zurück nach Meidling zukehren. Es gab keine mystischen Hinweise, dass uns ein zweiter Auswärtssieg Unglück bringen könnte, oder uns nach dem zehnten ungeschlagenen Spiel in Serie, sieben Jahre Pech erwarten.

Bei herrlich warmen Temperaturen erreichten wir unser Ziel, das Inform-Stadion, und hatten genug Zeit bei einem kühlen Bierchen, aber eher mäßigen kulinarischen Angebot, einen schönen Sonnenuntergang zu genießen. Auch konnten wir in der benachbarten Sporthalle das Training der Oberwart Gunners, dem Basketball Bundesligisten, bewundern. Obwohl ich nicht zu den kleinen Schmächtigen zähle, kam ich mir in dieser Gesellschaft sehr, sehr klein vor.

Vor einer gut besuchten Tribüne pfiff der Schiedsrichter das Meisterschaftsspiel der Regionalliga Ost um 18.45 Uhr an. Nach einem kurzen Geplänkel in den Anfangsminuten übernahmen unsere Viktorianer bald das Kommando. Der Gastgeber wurde gut kontrolliert. Die Mannschaft bewegte sich gut, die gewohnt feine technische Klinge unserer Mannschaft ließ den Aufsteiger nicht gut aussehen. Es war nur eine Frage der Zeit, bis die Meidlinger die spielerischen Vorteile in zählbares umsetzen würden. Und wie mein fußballerisch so fein geschliffenes Auge bereits früh erkannte, dauerte es nicht lange bis das erste Tor fiel. Bereits in der zwanzigsten Minute stand es 1-0. Es gab nur einen Schönheitsfehler: es fiel auf der falschen Seite!

Ein schwerer Abspielfehler im zentralen Mittelfeld, ein Ballverlust in der Vorwärtsbewegung ermöglichte den Oberwartern einen schnellen Konter, die Verteidigung weit weg vom Gegner, und unser Schlussmann war gegen den ganz alleine auf ihm zulaufenden Stürmer chancenlos. Eine kalte Dusche! Sch… Freitag der Dreizehnte! Es darf nicht passieren. Aber es passierte.

Unsere Trainerbank reagierte prompt und brachte einen neuen Spielmacher in die Mannschaft. Unser Kevin ersetzte unseren Nikolaj. Ohne Kritik üben zu wollen, war der rasche Spielertausch eine für mich doch etwas überraschende und schnelle Entscheidung. Der betroffene Spieler hatte keine Chance seinen Fehler wieder auszubessern. Nach den bisherigen gezeigten Saisonleistungen, hätte man ihm dies meiner Meinung nach auch zutrauen können. Und wenn es nicht gelungen wäre, hätte der Wechsel auch in der Halbzeit ausgereicht. Man hatte auch in der Vergangenheit nicht immer sofort reagiert, sogar manchmal zu lange zugeschaut. Aber sei es wie es sei. Der Wechsel sollte sich in naher Zukunft als goldrichtig entpuppen.

Die Führung der Hausherren zeigte bei unserer Mannschaft Wirkung. Unsicherheiten schlichen sich ins Spiel ein, der Zug Richtung gegnerisches Tor ging verloren und bald ergab sich eine neuerliche Riesenchance für die Burgenländer, bei der unser Günter die frühe Vorentscheidung zu unseren Ungunsten, mit einem tollen Reflex, vereitelte. Schön langsam war guter Rat teuer. Es sollte der Mannschaft bald etwas Einfallen um wieder ins Spiel zurück zu finden. Man könnte auf ein altbewährtes Zaubermittel zurückgreifen. Eine Variante, die diese Saison bereits zweimal unheimlich gut gewirkt hatte. Vernichte den Gegner mit einem Doppelschlag: ein Tor zum Pausenpfiff und gleich nach Wiederbeginn.

Gedacht, getan! Angriff der Viktorianer über die linke Seite, unser Roman bekommt am Sechzehnereck den Ball, zieht unwiderstehlich aus spitzen Winkel auf das Tor, scharfer Schuss aus sieben Metern, den der Tormann nur abklatschen ließ und Roman war erneut da um den Tormann aus kurzer Distanz per Kopf zu überheben. Der Ausgleich zeitgleich mit dem Pausenpfiff. Der erste Schritt zur Mission „dreh das Spiel“ war erfolgreich erledigt. Auf zur Regeneration in die Kabinen. Es war ja auch noch Schritt zwei zu erledigen.

Viel Zeit ließen sich die Viktorianer nach dem Seitenwechsel nicht, den Gegner in die Realität des Lebens zurück zu bringen. Keine vier Minuten. Angriff der Viktoria über die Mitte, Konfusion in der burgenländischen Abwehr und unser Kevin nützte diese eiskalt zur 2-1 Führung. So wurde mir berichtet. Ich hatte es nur mit einem Auge gesehen. Mein zweites war noch in der Kantine beim Pausenbier. Sogar mir passieren Nachlässigkeiten.

Alles war erledigt, die drei Punkte waren im Trockenen. Nur noch läppische 45 Minuten inklusive Nachspielzeit bis zum Schlusspfiff. Scherz bei Seite. Die zweite Hälfte hatte es gewaltig in sich. Einfach nichts für schwache Nerven. Die Hausherren wollten nicht wirklich aufgeben, wollten den Punkt. Wir konnten das Match nicht wirklich beruhigen, wollten aber die drei Punkte mit nach Hause nehmen. Es war einfach nervenaufreibend. Das Spiel ging hin und her, viel Kampf und Krampf, wenig technische Feinheiten. Ein Abseitstor wurde unserem Gegner aberkannt. Ob berechtigt oder nicht kann ich nicht sagen. Meine Augen waren wieder an verschiedenen Schauplätzen. Abgekämpft und heiser, dem Herzinfarkt nahe, erlöste mich nach einer gefühlten „zwei Stunden Halbzeit“ der Schlusspfiff des Unparteiischen, von meinen Qualen. Eine nicht endend wollende Achterbahnfahrt der Gefühle. Auswärtssieg! Er war geschafft.

Und nicht nur das. Als ich nach Spielende online die Spielergebnisse googelte und den Tabellenstand sah, wurde mir ganz warm ums Herz. Wir standen ganz oben. Die Underdogs aus Meidling, die keiner ernst nimmt, lachten von der Tabellenspitze. Obwohl nur temporär, für die nächsten 22 Stunden. Aber es war ein wunderschönes Gefühl. Schweigen mögen die ewigen Zweifler, die mich belächelten, als ich zu Saisonbeginn vom Aufstieg sprach. Die alles schlecht reden wollen. Wir haben im Herbst noch vier Runden in denen uns alle Möglichkeiten offenstehen. Von Herbstmeister bis Winterkönig oder gar nur Fünfter. Aber bis auf die Grünen Amateure einzuholen, haben wir alles in eigener Hand. Wir haben drei der letzten vier Spiele im Herbst zu Hause. Es wird verdammt schwer. Aber die Mannschaft hat das Zeug dazu. Die SC Wiener Viktoria hat das Zeug dazu. WIR haben das Zeug dazu.

Ich freue mich EUCH alle am kommenden Samstag um 16.00 Uhr beim Heimspiel gegen Krems am Viktoriaplatz zu sehen. Seid einfach dabei, wenn wir das Unmögliche möglich machen. Machen wir es einfach gemeinsam.

Wie man sieht, ist der ganze Aberglaube nur Humbug. Von wegen Unglückstag. Es war ein einziger Glückstag. Man muss sich nur der schwarzen Leitern und rosaroten Katzen entledigen. Ich denke, ich hätte die fünf Amulette, die drei Kreuze und die Knoblauchzehen gar nicht mitgebraucht. Aber man muss halt manchmal auch ein bisschen vorsichtig sein. Und für die, die die (die drei „die“ sind speziell meiner Frau gewidmet) Überschrift nicht verstehen: das ist altgriechisch und bedeutet dasselbe wie der uns so geläufige lateinische Begriff Paraskavedekatriaphobie.

Bis bald, Gerhard