Gerhards Matchbericht// SC Wiener Viktoria – Kremser SC

Ein Viktorianer on Tour

 

SC Wiener Viktoria – Kremser SC

 

RLO-Saison 2023/24, 13. Runde, 21.10.2023

 

Autsch!

Irgendwie lief die letzte Woche einfach nicht rund. Ja, von rund laufen war man eigentlich meilenweit entfernt. Man konnte sagen es eckte überall. Und das war noch untertrieben. Es kam mir jedes Mal das Grauen, sobald ich mir die Nachrichten ansah. In welcher Welt leben wir eigentlich? Es werden Menschen einfach abgeschlachtet, ausgehungert oder erschossen. Nur weil sie andere Religionen, Meinungen oder Herkunft haben. Diktatoren annektieren einfach Nachbarländer und fordern von Anderen die Einhaltung der Menschenrechte. Terroristen versetzen die ganze Welt in Angst und Schrecken. Hat keiner etwas aus der Vergangenheit gelernt? Ich dachte der Mensch entwickelt sich weiter. Ethisch, moralisch und geistig. Autsch! – da habe ich mich wohl geirrt.

Wenn du den Schock der Nachrichten überwunden hast, kannst dich dann mit deinen Kindern herumschlagen. Wo die ihre Lebenseinstellung herhaben ist mir auch unerklärlich. Wahrscheinlich von Tic Toe oder wie das Massen-Vertrottelungs-Medium heißt. Meine ist es jedenfalls nicht. Autsch! – der nächste Tiefschlag.

Wenn man dann auch noch die Budgetdebatte im Parlament hinter sich hatte, konnte nur noch eines helfen. Unsere Wiener Viktoria.

Die Vorfreude auf das samstägige Meisterschaftsspiel gegen den Kremser SC war einfach riesengroß. Das Spiel war die Motivation, die mich den Irrsinn um mich herum vergessen ließ. Die Erwartungshaltung für dieses Spiel war einfach groß. Die Erfolge der letzten Wochen machten die Meidlinger fast schon unschlagbar. Und wenn du mal ganz vorne mitspielst, findest du einfach Gefallen daran. Willst einfach dabeibleiben.

Aber die Konkurrenz schlief nicht. Beide Spitzenreiter konnten am Freitag ihre Spiele gewinnen. Somit wurde auch der Druck auf unsere Mannschaft größer. Wer von den beiden Tabellennachbarn schafft es den Anschluss an die Beiden ganz vorne zu halten. Ein Fight um alles. Gibst du dich mit einer tollen, erfolgreichen Herbstsaison zufrieden, oder bist du wirklich bereit für den ganz großen Clou. Der Sieger des Spiels bleibt im Kampf um die Herbstkrone dabei – „The winner takes it all, the loser´s standing small“. Mit großer Vorfreude auf das so wichtige Duell ging es am frühen Samstagnachmittag auf den Viktoriaplatz.

Das Wetter war so nebenbei erwähnt einfach wieder großartig. Die mittlerweile bereits gewohnten herbstlichen Hochsommertemperaturen gaben dem Spitzenspiel Mitte Oktober ein südländisches Flair. Zur Erinnerung: vor zehn oder elf Jahren, zur gleichen Zeit, war mir beim Cupspiel gegen Ried bei null Grad und arktischem Wind fast das Bier eingefroren. Der Zustrom der Anhänger hatte ganz beachtliches Ausmaß. Vielleicht etwas zu viele von der gegnerischen Fraktion, aber auch das Interesse des Meidlinger Anhangs war durchaus in Ordnung. Hoffentlich hatte keiner die Sonnencreme vergessen.

Also stand einem spannenden Fight nichts mehr im Wege, und der Schiedsrichter pfiff bei toller Stimmung am Viktoriaplatz das Spitzenspiel der dreizehnten RLO-Runde an. Und zur Halbzeit wieder ab. Dazwischen gab es nicht wirklich viel. Keine Ahnung woran es lag, aber da war nichts. Kein Kampf auf Biegen und Brechen. Kaum Tempo. Angst und Fehler auf beiden Seiten. Die Gäste waren etwas mehr bemüht, hatten spielerisch etwas mehr vom Spiel, ohne jedoch irgendwie zwingend zu werden. Fernab von Spannung, Kampf und technischen Feinheiten quälte sich das Match durch die erste halbe Stunde. Ein, zwei Torszenen vor unserem Tor in den ersten Spielminuten, das war es. Zehn Minuten vor dem Pausenpfiff fiel das 1-0 für die Wachauer. Ergab sich so. Es war gerecht, sie waren die etwas bessere Mannschaft. Von Seiten der Meidlinger gab es über die kompletten 45 Minuten keinen einzigen Torschuss. Autsch! – das war sehr, sehr wenig.

Irgendwie verstand ich die Welt nicht mehr. Okay, das nehme ich zurück. Die Welt verstand ich bereits vorher nicht mehr. Sagen wir einfach, nach dieser Halbzeit war meine Fußball Welt etwas aus dem Gleichgewicht geraten. Ich suchte nach der Mannschaft, die uns in den letzten Wochen so verwöhnt hatte, die allen viel Freude machte. Ich suchte nach einem Grund für diesen Aussetzer. War es die Angst, die große Anspannung vor dem Spiel. Ich hoffte auf ein Wunder. Auf die Auferstehung in der zweiten Halbzeit, auf eine wirksame Kabinenpredigt vom Trainerteam. Man hatte noch eine ganze Hälfte Zeit, und auch die Leistung des Gegners war nicht wirklich angsteinflößend. Außerdem stirbt die Hoffnung ja angeblich zuletzt.

Schnell konnte man erkennen, dass es auch in der zweiten Spielhälfte um nichts besser lief als in der Ersten. Zwar war man dem Gegner jetzt ebenbürtig, aber sonst änderte sich nichts. Beide Mannschaften waren weit weg von der Normalform. Noch dazu gelang den Kremsern nach einer Stunde aus dem Nichts heraus das 2-0. Die Vorentscheidung. Unsere Mannschaft war weit davon entfernt, in dieser Tagesform das Spiel drehen zu können. Da die Gäste das ohnehin fehlende Tempo ganz aus der Partie nahmen, gewannen die Meidlinger zwar etwas die Oberhand, die Ausbeute war jedoch gleich null. Einziger Aufreger war eine strittige Szene im Strafraum der Niederösterreicher, bei der man durchaus einen Elfer pfeifen hätte können. Der Pfiff blieb leider aus, womit auch der letzte Funken der Hoffnung auf eine mögliche Aufholjagd wie eine Seifenblase zerplatzte.  Auffallend war gegen Schluss hin, dass der Schiri überhaupt sehr hart spielen ließ, dabei überhaupt keine Heimtendenz zeigte, und einige sehr ruppige Attacken der Gäste ungeahndet blieben. Die Kremser brachten das 2-0 locker ins Trockene und machten sich in der Tabelle auf die Verfolgung der Spitzenreiter. Genau das hätten auch wir vorgehabt. Aber das spielt es nach 90 Minuten ohne Torschuss nicht. Autsch! – diese Watschn tat weh.

Aufarbeiten, abhaken, vergessen. Wir alle wissen, dass es viel, viel besser geht. Jetzt nur nicht in den letzten drei Runden die erfolgreiche Herbstsaison versemmeln. Es wird nicht leicht, gleich nächste Woche warten die in Überform spielenden Donaufelder. Ganz egal. Jagt einfach die drei Spitzenreiter. Spielt locker auf. Dann wird es wieder klappen. Dann ist es auch möglich gegen Donaufeld drei Punkte zu holen. Es müssen sich nur alle auf ihre Stärken besinnen. Wenn euch das gelingt, dann fällt auch der Leader!

Leider kann ich nicht dabei sein, wenn unsere Burschen nächsten Samstag gewinnen. Ich muss mit meinem Jüngsten nach Liverpool an die Anfield Road. Liverpool gegen Nottingham, ein Klassiker aus meiner Jugendzeit. Müssen ist etwas übertrieben ausgedrückt. Ich freue mich darauf „wia a klaner Bua aufs Christkindl“. Aber ich bin gedanklich bei meiner Lieblingsmannschaft aus Meidling. „You´ll never walk alone!“

Bis bald, Gerhard

 

Gerhards Matchbericht// SV Oberwart – SC Wiener Viktoria

Ein Viktorianer on Tour

 

SV Oberwart – SC Wiener Viktoria

 

RLO-Saison 2023/24, 12. Runde, 13.10.2023

 

Triskaidekaphobie

 

Na das konnte ja was werden. Ausgerechnet am Freitag den Dreizehnten musste die Wiener Viktoria zum fernen Auswärtsspiel nach Oberwart. Nichts für Abergläubische. Man sollte auf keinen Fall unter Leitern durchgehen. Besonders gefährlich sind aber an diesem Tage schwarze Katzen. Ich bin mir momentan aber nicht sicher, ob die Vierbeiner mehr Unglück bringen, wenn sie einem von links oder von rechts vor die Füße laufen. Denke jedoch, dass es weniger entscheidend ist, aus welcher Richtung das Tier kommt. Viel entscheidender ist es wohl ob es sich bei der schwarzen Katze um eine Hauskatze oder einen Panther handelt. Bei Letzterem wäre es dann besser, wenn der Panther rosarot wäre und Paulchen heißt. Vorsichtshalber machten wir uns ohne jeglicher Aufstiegshilfen und Haustiere auf die Fahrt.

„Wer hat an der Uhr gedreht?“. Bereits um halb vier ging es vom Viktoriaplatz im „Wahre Liebe“ Bus auf die eineinhalb stündige Reise ins Mittelburgenland. Mit dabei hatten wir auf der Fahrt jeden Falls viel gute Laune und jede Menge Zuversicht, mit drei Punkten zurück nach Meidling zukehren. Es gab keine mystischen Hinweise, dass uns ein zweiter Auswärtssieg Unglück bringen könnte, oder uns nach dem zehnten ungeschlagenen Spiel in Serie, sieben Jahre Pech erwarten.

Bei herrlich warmen Temperaturen erreichten wir unser Ziel, das Inform-Stadion, und hatten genug Zeit bei einem kühlen Bierchen, aber eher mäßigen kulinarischen Angebot, einen schönen Sonnenuntergang zu genießen. Auch konnten wir in der benachbarten Sporthalle das Training der Oberwart Gunners, dem Basketball Bundesligisten, bewundern. Obwohl ich nicht zu den kleinen Schmächtigen zähle, kam ich mir in dieser Gesellschaft sehr, sehr klein vor.

Vor einer gut besuchten Tribüne pfiff der Schiedsrichter das Meisterschaftsspiel der Regionalliga Ost um 18.45 Uhr an. Nach einem kurzen Geplänkel in den Anfangsminuten übernahmen unsere Viktorianer bald das Kommando. Der Gastgeber wurde gut kontrolliert. Die Mannschaft bewegte sich gut, die gewohnt feine technische Klinge unserer Mannschaft ließ den Aufsteiger nicht gut aussehen. Es war nur eine Frage der Zeit, bis die Meidlinger die spielerischen Vorteile in zählbares umsetzen würden. Und wie mein fußballerisch so fein geschliffenes Auge bereits früh erkannte, dauerte es nicht lange bis das erste Tor fiel. Bereits in der zwanzigsten Minute stand es 1-0. Es gab nur einen Schönheitsfehler: es fiel auf der falschen Seite!

Ein schwerer Abspielfehler im zentralen Mittelfeld, ein Ballverlust in der Vorwärtsbewegung ermöglichte den Oberwartern einen schnellen Konter, die Verteidigung weit weg vom Gegner, und unser Schlussmann war gegen den ganz alleine auf ihm zulaufenden Stürmer chancenlos. Eine kalte Dusche! Sch… Freitag der Dreizehnte! Es darf nicht passieren. Aber es passierte.

Unsere Trainerbank reagierte prompt und brachte einen neuen Spielmacher in die Mannschaft. Unser Kevin ersetzte unseren Nikolaj. Ohne Kritik üben zu wollen, war der rasche Spielertausch eine für mich doch etwas überraschende und schnelle Entscheidung. Der betroffene Spieler hatte keine Chance seinen Fehler wieder auszubessern. Nach den bisherigen gezeigten Saisonleistungen, hätte man ihm dies meiner Meinung nach auch zutrauen können. Und wenn es nicht gelungen wäre, hätte der Wechsel auch in der Halbzeit ausgereicht. Man hatte auch in der Vergangenheit nicht immer sofort reagiert, sogar manchmal zu lange zugeschaut. Aber sei es wie es sei. Der Wechsel sollte sich in naher Zukunft als goldrichtig entpuppen.

Die Führung der Hausherren zeigte bei unserer Mannschaft Wirkung. Unsicherheiten schlichen sich ins Spiel ein, der Zug Richtung gegnerisches Tor ging verloren und bald ergab sich eine neuerliche Riesenchance für die Burgenländer, bei der unser Günter die frühe Vorentscheidung zu unseren Ungunsten, mit einem tollen Reflex, vereitelte. Schön langsam war guter Rat teuer. Es sollte der Mannschaft bald etwas Einfallen um wieder ins Spiel zurück zu finden. Man könnte auf ein altbewährtes Zaubermittel zurückgreifen. Eine Variante, die diese Saison bereits zweimal unheimlich gut gewirkt hatte. Vernichte den Gegner mit einem Doppelschlag: ein Tor zum Pausenpfiff und gleich nach Wiederbeginn.

Gedacht, getan! Angriff der Viktorianer über die linke Seite, unser Roman bekommt am Sechzehnereck den Ball, zieht unwiderstehlich aus spitzen Winkel auf das Tor, scharfer Schuss aus sieben Metern, den der Tormann nur abklatschen ließ und Roman war erneut da um den Tormann aus kurzer Distanz per Kopf zu überheben. Der Ausgleich zeitgleich mit dem Pausenpfiff. Der erste Schritt zur Mission „dreh das Spiel“ war erfolgreich erledigt. Auf zur Regeneration in die Kabinen. Es war ja auch noch Schritt zwei zu erledigen.

Viel Zeit ließen sich die Viktorianer nach dem Seitenwechsel nicht, den Gegner in die Realität des Lebens zurück zu bringen. Keine vier Minuten. Angriff der Viktoria über die Mitte, Konfusion in der burgenländischen Abwehr und unser Kevin nützte diese eiskalt zur 2-1 Führung. So wurde mir berichtet. Ich hatte es nur mit einem Auge gesehen. Mein zweites war noch in der Kantine beim Pausenbier. Sogar mir passieren Nachlässigkeiten.

Alles war erledigt, die drei Punkte waren im Trockenen. Nur noch läppische 45 Minuten inklusive Nachspielzeit bis zum Schlusspfiff. Scherz bei Seite. Die zweite Hälfte hatte es gewaltig in sich. Einfach nichts für schwache Nerven. Die Hausherren wollten nicht wirklich aufgeben, wollten den Punkt. Wir konnten das Match nicht wirklich beruhigen, wollten aber die drei Punkte mit nach Hause nehmen. Es war einfach nervenaufreibend. Das Spiel ging hin und her, viel Kampf und Krampf, wenig technische Feinheiten. Ein Abseitstor wurde unserem Gegner aberkannt. Ob berechtigt oder nicht kann ich nicht sagen. Meine Augen waren wieder an verschiedenen Schauplätzen. Abgekämpft und heiser, dem Herzinfarkt nahe, erlöste mich nach einer gefühlten „zwei Stunden Halbzeit“ der Schlusspfiff des Unparteiischen, von meinen Qualen. Eine nicht endend wollende Achterbahnfahrt der Gefühle. Auswärtssieg! Er war geschafft.

Und nicht nur das. Als ich nach Spielende online die Spielergebnisse googelte und den Tabellenstand sah, wurde mir ganz warm ums Herz. Wir standen ganz oben. Die Underdogs aus Meidling, die keiner ernst nimmt, lachten von der Tabellenspitze. Obwohl nur temporär, für die nächsten 22 Stunden. Aber es war ein wunderschönes Gefühl. Schweigen mögen die ewigen Zweifler, die mich belächelten, als ich zu Saisonbeginn vom Aufstieg sprach. Die alles schlecht reden wollen. Wir haben im Herbst noch vier Runden in denen uns alle Möglichkeiten offenstehen. Von Herbstmeister bis Winterkönig oder gar nur Fünfter. Aber bis auf die Grünen Amateure einzuholen, haben wir alles in eigener Hand. Wir haben drei der letzten vier Spiele im Herbst zu Hause. Es wird verdammt schwer. Aber die Mannschaft hat das Zeug dazu. Die SC Wiener Viktoria hat das Zeug dazu. WIR haben das Zeug dazu.

Ich freue mich EUCH alle am kommenden Samstag um 16.00 Uhr beim Heimspiel gegen Krems am Viktoriaplatz zu sehen. Seid einfach dabei, wenn wir das Unmögliche möglich machen. Machen wir es einfach gemeinsam.

Wie man sieht, ist der ganze Aberglaube nur Humbug. Von wegen Unglückstag. Es war ein einziger Glückstag. Man muss sich nur der schwarzen Leitern und rosaroten Katzen entledigen. Ich denke, ich hätte die fünf Amulette, die drei Kreuze und die Knoblauchzehen gar nicht mitgebraucht. Aber man muss halt manchmal auch ein bisschen vorsichtig sein. Und für die, die die (die drei „die“ sind speziell meiner Frau gewidmet) Überschrift nicht verstehen: das ist altgriechisch und bedeutet dasselbe wie der uns so geläufige lateinische Begriff Paraskavedekatriaphobie.

Bis bald, Gerhard

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Gerhards Matchbericht// SC Wiener Viktoria – FavAC

Ein Viktorianer on Tour

 

SC Wiener Viktoria – FavAC

 

RLO-Saison 2023/24, 11. Runde, 07.10.2023

 

Gipfelstürmer

Das Warten hatte ein Ende. Endlich war es wieder so weit. Nervosität machte sich breit. Ich konnte kaum mehr schlafen. Es war einfach unerträglich. Das lange Bangen bis zur Entscheidung. Ich hatte mein Bestes gegeben. Besser geht einfach nicht mehr. Ich war vom Sieg überzeugt. Und dann die Ernüchterung. Ich konnte es nicht fassen. Wieder wurde mir der Literatur Nobelpreis vorenthalten. Aber ich versuche es weiter. Werde euch quälen mit zahlreichen endlosen Matchberichten. Der Bericht von unserer Meisterfeier wird „Krieg und Frieden“ und „Doktor Schiwago“ qualitativ und vor allem quantitativ weit übertreffen.

Ich hätte auf meine Frau hören sollen. Sie hatte mich bereits zuvor demoralisiert. „Deine Fälle sind ständig falsch“, rieb sie mir mit ihrer Grammatik Hochnäsigkeit gewaltig um die Nase. Was soll ich mich schären, es klappt bei mir einfach nicht. Es verfolgt mich seit der Volksschule. Da kommt halt ein Dativ aus, anstelle des Genetiv, ein Nominativ ersetzt den Akkusativ. Auf die Schnelle an falscher Stelle. Ich hoffe ihr verzeiht mir die falschen Endungen, im Falle eines Falles zählt der Inhalt und nicht die Fälle.

Trotz der erlittenen Demütigung freute ich sehr auf unser Heimspiel gegen den FavAC. Ein Wiener Derby der Bezirksnachbarn. Die Favoritner waren nach dem letztjährigen Meistertitel in der Wiener Liga nach längerer Zeit wieder in der Regionalliga vertreten. In meiner Jugendzeit waren sie in der Sechzehner Liga noch fixer Bestandteil der obersten Spielklasse gewesen. Viele Anhänger folgten dem Traditionsverein mit nach Meidling, und bei sehr schönen Herbstwetter konnten wir uns auf ein spannendes Meisterschaftsspiel vor einer ansehnlichen Kulisse freuen.

Nach, für uns Viktorianer, sehr schönen Ergebnissen in den Freitag Spielen, war ein Vordringen auf den vierten Tabellenplatz und eine Reduzierung des Rückstands auf den Spitzenreiter auf läppische zwei Punkte möglich. Drei Punkte waren einfach das Ziel für dieses Spiel, alles Andere wäre eine große Enttäuschung und ein herber Rückschlag beim geplanten Gipfelsturm gewesen.

Sieben Wochen war es her. Vor sieben Wochen waren wir nach den beiden Auswärtspleiten zu Beginn der Liga dem Abgrund näher als jeglichen Gipfel. Bereits beim zweiten Heimspiel war die Mannschaft unter gehörigem Druck. Was daraus wurde ist uns allen bekannt, und lässt uns ein sanftes Lächeln ins Gesicht zaubern. Sieben Spiele ohne Niederlage, eine groß aufspielende Mannschaft, herrliche Matches, schöne Tore. Einfach eine Augenweide. Und vor allem wurde uns aufgezeigt, dass es in Gipfelnähe meist sonniger ist, als im tiefen, dunklen Tal. Somit konnte es für das FavAC Spiel nur ein Motto geben: drei Punkte im achten ungeschlagenen Spiel en Suite.

Der SC Wiener Viktoria startete ungewohnt gemächlich ins Spiel und überließ den Aufsteiger viel Platz um sein Spiel aufzuziehen. Nach den ersten zehn Minuten schalteten die Meidlinger einen Gang höher und übernahmen das Spiel. Man zeigte gefälligen Fußball, ließ aber den Elan der letzten Wochen vermissen. Trotzdem kamen die Viktorianer nach etwas mehr als zwanzig Minuten zum durchaus verdienten Führungstreffer. Schneller Angriff durch die Mitte, der Tormann konnte den Ball nur kurz wegschlagen und unser Daniel stand goldrichtig um den abprallenden Ball ins leere Tor zu schieben. Alles war auf Plan. Die Gegenwehr der Favoritner hielt sich in Grenzen und ohne weitere Höhepunkte ging es mit der 1-0 Führung in die Halbzeitpause.

Mit viel Applaus wurden die Viktorianer in die Kabine begleitet. Die Leistung war ansprechbar, das Ergebnis stimmte. Meidling war zufrieden und freute sich auf mehr. Doch leider gibt es diesen blöden Spruch „erstens kommt es Anders als zweitens man denkt“. Und der bewies in den ersten zehn Minuten der zweiten Hälfte seine Richtigkeit. Es folgten die desaströsten 600 Sekunden der laufenden Saison. Hoffentlich werden sie dies auch bleiben. Der FavAC kam wie verwandelt aus der Kabine, spielte groß auf und ließ unsere Jungs wie Statisten aussehen. Weit Weg von Ball und Gegner, gedanklich noch in der Pause, ließ man die Gäste schalten und walten wie sie wollten. Das logische Ergebnis dieser „Abwesenheit“ war der verdiente Ausgleich.

Gott sei Dank hatte diese mehr als deftige Watsch´n eine sofortige Wirkung. Die Viktorianer erkannten von der Auflage weg den Ernst der Lage und ein wunderbares Wiedererwachen der Mannschaft war die Folge. Mister Hyde verschwand und Dr. Jekyll kam zurück. Noch vor Sekunden undenkbar, war man sofort wieder Herr der Lage, übernahm das Kommando, als hätte es die letzten Minuten nie gegeben. Nach nur knapp sechs Minuten gelang verdient die erneute Führung zum 2-1. Guter Pass auf unseren Sekunden zuvor eingewechselten Kevin, der steht am Sechzehner leider verkehrt zum Tor, überlegt einen Fallrückzieher, besinnt sich eines Besseren, nimmt den Ball perfekt an, wunderbare Körperdrehung und ein wuchtiger Schuss, unhaltbar ins linke Eck. Das nennt man einen gelungenen Spielerwechsel. So ein goldenes Händchen hat halt nur unsere Trainerbank! Da sieht man einfach die Klasse und langjährige Erfahrung (für dieses Honig ums Maul schmieren, erwarte ich mir zumindest ein Bierchen). Alles war wieder im Lot, das After-Pause-Tief war wieder Geschichte, war so schnell weg, wie es erschienen war.

Weiter ging der Meidlinger Fußball Walzer, dem der Gegner nun nicht mehr folgen konnte. Nur weitere acht Minuten später legte unser Dominik mit Köpfchen zum 3-1 Endstand nach. Der Rest war nur mehr Formsache, ein Schaulaufen bis zum Schlusspfiff ohne den Gegner nochmals stark zu machen. Ein großer, erwarteter Schritt Richtung Gipfel. Gut positioniert in Lauerstellung, bereit zum Gipfelsieg anzusetzen.

Die zehn Minuten nach Seitenwechsel waren ein kurzer, aber gewaltiger Wackler. Diese werden im Laufe der Saison öfters vorkommen. Hier spielen keine Maschinen, es sind immer noch Menschen die hier am Werk sind. Beeindruckend sind jedoch die Kraft und die Einstellung der Mannschaft, sich in kurzer Zeit aus solchen Situationen hinaus zu manövrieren. Wir haben es zur genüge in den letzten Jahren gesehen, wie solche Spiele verloren gingen. Es war ein Schuss vor den Bug zur rechten Zeit. Und eine Auferstehung die das Potential der ganzen Mannschaft unterstreicht. Burschen wir sind stolz auf euch!

Nun geht es nächsten Freitag zum schwierigen Spiel gegen den Aufsteiger aus der Burgenlandliga in Oberwart. Wichtige drei Punkte auf dem Weg zum Gipfel warten erkämpft zu werden. Und die Power-Jungs aus Meidling werden dies schaffen. Und ich freue mich darauf, dabei zu sein. Ich hoffe ihr auch.

Am kommenden Donnerstag findet in der Wiener Stadthalle die Wahl zum Sportler des Jahres 2023 statt. Ich würde mich persönlich sehr darüber freuen, wenn dieser Titel an unseren Tour-de-France Hero Felix Gall geht. Ein Mann, der mich im Sommer stundenlang an den Fernseher fesselte, und mit seiner phantastischen Leistung dem österreichischen Sport eine internationale Medienpräsenz bescherte, die seines gleichen sucht. Ein Kämpfer der an seine Grenzen gehen kann und auch ging. Ein Osttiroler Gipfelstürmer der allen Sportlern als Vorbild gelten sollte. Vielleicht auch unseren Meidlinger Gipfelstürmern!

Bis bald, Gerhard

Gerhards Matchbericht// SC Neusiedl am See – SC Wiener Viktoria

Ein Viktorianer on Tour

 

SC Neusiedl am See – SC Wiener Viktoria

 

RLO-Saison 2023/24, 10. Runde, 29.09.2023

 

Danke!

Der Herbst zog ins Land. Die Temperaturen blieben hochsommerlich. Es wird schön langsam Zeit die Hemdsärmel hoch zu strecken, um endlich etwas gegen die hausgemachten Wetterkapriolen zu unternehmen. Nicht durch reden, sondern zur Abwechslung mal mit Taten. Meine Sympathie zu den Klimaaktivisten wächst. Zumindest bezüglich ihres Gedankenguts. Ihre sinnlosen Aktionen helfen uns genauso wenig wie das endlose Geschwafel unserer Obrigkeiten.

An den glücklicherweise etwas kühleren Abenden, wurden wir mit den Spielen des österreichischen Fußballcups verwöhnt. Zumindest hofften wir auf den ein oder anderen Leckerbissen. Cup, das schreit ja schon nach den beinharten Fights der aufopfernd kämpfenden Davids gegen die unschlagbaren Goliaths. Der Fall der großen Favoriten. Geboten wurde uns jedoch eine sehr fettarme und trockene Schonkost. Dafür waren die Essensempfehlungen unseres Bundeskanzlers weit fetthaltiger. Schon triefend vor Fett, ausreichend für ein riesengroßes Fettnäpfchen.

Schuster bleib bei deinen Leisten. Also schnell weg von unseren Alltagsproblemen, zu dem was uns hier wirklich interessiert: das Spiel unserer Viktorianer am Freitagabend! Im klimatisierten Mannschaftsbus ging es am späten Nachmittag zum Meisterschaftsspiel nach Neusiedl am See. Die Burgendländer rangierten in der Tabelle knapp hinter uns, waren nach dem überraschenden Auswärtssieg in der Vorwoche bei Traiskirchen, durchaus darauf aus, ihren Höhenflug fortzusetzen und auch gegen unser Team zu reüssieren. Da auch unsere Viktorianer mit einem wahrhaftigen Erfolgsrun in den letzten Runden aufweisen konnten, stand einem spannenden Spiel auf Augenhöhe nichts im Wege.

In Neusiedl angekommen, konnte ich mit Freude feststellen, dass die Sturm-Zeit bereits voll angebrochen war. Zum noch eher süßlichen Traubensafte wurde uns der bereits gute, alte Bekannte, der „schoafe Fraunz“ kredenzt: ein scharfer Puszta-Käse-Leberkäse. Eine Gaumenfreude, die uns immer die Reisen an das Meer der Wiener versüßte. Dies war bisher auch immer notwendig, da wir von hier noch nie mit drei Punkten nach Hause gereist waren. Leider war der „schoafe Fraunz“ diesmal noch etwas unterkühlt. Es musste uns daher unsere Wiener Viktoria die Reise verschönen, und drei Punkte für die Heimreise einsammeln.

Fünf verletzte Stammspieler, nur mehr drei Mann auf der Reservebank. Der Verletzungsteufel hatte bei den Meidlingern Einzug gehalten. Aber jammern hilft nichts dagegen. Somit ging man im „neuen Anzug“ die Mission „Auswärtssieg“ selbstbewusst an. Trotzdem merkte man der Mannschaft die Umstellungen in den Anfangsminuten an. Es fehlte einfach die Selbstverständlichkeit, das blinde Verständnis der letzten Begegnungen. Das zusammengeschweißte Kollektiv. Aber bereits nach wenigen Minuten gaben sich diese Mankos und die Viktorianer boten, der „wie aus der Pistole geschossen“ Heimmannschaft, herzhaften Widerstand. Nein, nicht nur Widerstand, man begann das Match zu kontrollieren. Es war nun ein tolles, schnelles und kampfbetontes Spiel. Guter, moderner Fußball auf beiden Seiten. Das Einzige das es vielleicht zu bemängeln gab, waren die fehlenden Strafraumszenen. Andererseits ein Zeichen der blendend agierenden Verteidigungslinien.

Generell möchte ich einmal das hohe Niveau der Regionalliga Ost hervorheben. Die Liga setzt durchwegs auf junge Spieler, die einen Woche für Woche spannenden Fußball liefern. Jeder kann jeden schlagen. Es wird in allen Vereinen hervorragende Arbeit geleistet. Ob Auf- oder Absteiger, ob Wien, Niederösterreich oder Burgenland. Die Leistungsdichte ist sehr hoch. Es macht einem einfach Spaß, Spiele dieser Liga zu besuchen. Weiter so! Es gibt höhere Ligen, wo dem nicht so ist. Aber zu dem komme ich noch später.

Zurück zum Spiel. Nach einer halben Stunde gelang es der Heimmannschaft dann doch in unserem Strafraum einzudringen. Ein kurzer Ausrutscher unserer Verteidigung, gefolgt von einem leichten Stellungsfehler und schon war es passiert. Neusiedl ging mit 1-0 in Führung. Kann passieren, schön gespielt. Schnell verdrängen, einfach weiterspielen. Die Viktorianer ließen sich vom Gegentreffer nicht beeindrucken, zogen ihr Spiel weiter durch, und kamen in den letzten Minuten der ersten Halbzeit noch zu der ein oder anderen Strafraumsituation, etwas Zählbares gelang noch nicht. So ging es in die Halbzeitpause. Kein Grund zu grübeln oder den Kopf hängen zu lassen. Die Leistung stimmte und es war noch genug Zeit das Match zu kippen. Apropos Zeit: es war an der Zeit die leeren Sturm Becher aufzufüllen und die herrlich riechenden Käsekrainer zu verköstigen.

Gestärkt starteten Alle in den zweiten Durchgang. Die Meidlinger legten fulminant los und zogen ein sagenhaftes Powerplay auf. Es erinnerte an die Leistung gegen Leobendorf. Die Hausherren wurden an die Wand gespielt. Es war einfach schön zuzusehen. Der Gegner wurde laufen gelassen, der Ball lief wie am Schnürchen und es wurden jede Menge gefährliche Angriffe kreiert. Der logische Ausgleich fiel nach knapp einer Stunde Spielzeit. Aus dem Zentrum ein wunderbarer langer Pass rechtsseitig in den Strafraum, ein läuferischer Kraftakt von unserem Dominik, Gegner versetzt, Ball ideal vor das Tor gebracht und Danke gesagt. Eine Weltklasse Aktion, perfekt abgeschlossen. Die Hausherren wankten, die Viktorianer wollten den Sieg!

Zudem kam es leider nicht mehr. Es gab genug Chancen dafür, aber der Ball wollte nicht mehr über die Linie. Bei einem klaren Foul im Sechzehner blieb der Pfiff des Schiedsrichters aus. Bei manch guten Angriffen fehlte das Glück beim Abschluss. Dies stand uns jedoch ganz knapp vor Schluss doch noch bei. Die einzig gefährliche Situation der Neusiedler in der zweiten Hälfte ging knapp am Tor vorbei. Ansonsten war von den Hausherren die gesamte Hälfte nichts mehr zu sehen.

Gewonnener Punkt? Verlorener Punkt? Kann man sehen wie man will. Ich tendiere zum verlorenen Punkt. Es war eine Spitzenvorstellung unserer Mannschaft. Temporeich mit feiner technischer Klinge. Kompliment an die Jungs, besonders an die neu in die Mannschaft gekommenen. Sie haben ihre Aufgabe perfekt erfüllt. Es war phasenweise kein Unterschied zur Stammmannschaft zu sehen. Ich glaube jedoch, dass wir das Spiel mit weniger Verletzten gewonnen hätten. Wir spielten neunzig Minuten ohne Wechsel. Das geht einfach an die Substanz. Hätte es die Möglichkeit gegeben frische Kräfte auf den Platz zu bringen – bin ich überzeugt – wären wir mit drei Punkten im Gepäck nach Meidling zurückgekehrt.

Somit geht der spannende Kampf an der Tabellenspitze weiter. Sechs Mannschaften haben sich ein klein wenig abgesetzt. Liegen innerhalb von nur drei Punkten. Nicht weit dahinter lauern vier weitere Mannschaften, um noch vorne mitzumischen. Wie bereits gesagt eine super spannende Liga. Woche für Woche wichtige Spiele. So auch am kommenden Samstag 07.10.2023 um 16.00 Uhr am Viktoriaplatz gegen den FavAC. Und ich bin mir wieder sicher, dass wir mit eurer Unterstützung den Heimsieg ins Trockene bringen können, und ihm anschließend beim Oktoberfest am Platz ausgiebig feiern können. Ich hoffe IHR Alle seid dabei!

Zum Schluss noch kurz zurück zur Bundesliga. Eine Liga, die ich sehr wenig konsumiere. Diesmal habe ich mich auf das Wiener Derby gefreut. Beiden steht das Wasser bis zum Hals. Beide müssten rennen bis zum Umfallen. Dazu das Prestige eines Derbysiegs.

Irrtum! Jetzt weiß ich warum den Teams das Wasser bis zum Hals steht. Das hat mit Fußball nichts zu tun gehabt. Es war ein lustloses Schaulaufen mit erheblichen fußballerischen Schwächen. So sehr ich die Arbeit der Vereine im Amateurbereich schätze, das war einfach nichts. Einfach enttäuschend.

Darum liebe Viktorianer: lasst uns dankbar sein unsere Mannschaft zu haben. Sagen wir unserer SC Wiener Viktoria einfach Danke. Danke, dass wir zum Fußball gehen und nicht zu den Wiener Bundesligavereinen!

Bis bald, Gerhard

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Gerhards Matchbericht// SC Wiener Viktoria – FC Mauerwerk

Ein Viktorianer on Tour

SC Wiener Viktoria – FC Mauerwerk

RLO-Saison 2023/24, 9. Runde, 23.09.2023

Happy End

Oh, wie ist das schön! Die Europäischen Cup Bewerbe versüßen seit letzter Woche wieder unsere eintönigen Fernsehabende. Endlich erlöst von den gnadenlosen Endloswiederholungen unseres öffentlich-rechtlichen Senders, kann man sich wieder an drei Werktagen vom großartigen europäischen Klubfußball unterhalten lassen. Noch dazu haben es drei heimische Vertreter in die Gruppenphasen geschafft. Eine Tatsache, die in den letzten Jahren nicht immer selbstverständlich war. Ein kleiner Wermutstropfen für den Wiener Fußballfan ist zwar die Absenz der eigenen Lieblingsvereine. Aber man gewöhnt sich langsam daran. Mir ist es eigentlich egal, wer Österreich international vertritt, ich freue mich über jede tolle Leistung eines heimischen Vereins.

Und ich wurde eigentlich nicht enttäuscht. Alle Drei standen eigentlich als große Außenseiter großen international lang bewährten Klubs gegenüber. Der LASK konnte meinem englischen Lieblingsverein zumindest eine Hälfte lang das Leben schwer machen. Als die Liverpooler den Ernst der Lage erkannten, wurde den Linzern aber klar die Grenzen aufgezeigt, konnten aber mit der gebotenen Leistung erhobenen Hauptes vom Platz gehen. Noch hartnäckiger zeigte sich unser steirischer Vertreter. Die Grazer vergaben einen durchaus möglichen Sieg nur durch zwei Konzentrationsfehler. Der Abstand zur europäischen Spitze wird deutlich ersichtlich, Jahr für Jahr kleiner.

Und zu guter Letzt das Bravourstück unseres Langzeitmeister von der Dosenfraktion, die wie jedes Jahr mit einer komplett neuen Mannschaft, heuer der absolut jüngsten in der Königsklasse, einen unerwarteten, aber verdienten Auswärtssieg in Lissabon einfuhr.

Trotz dieser Wahnsinns Leistung, sah man dann am Wochenende wie unberechenbar Fußball ist. Die in Österreich seit Jahren fast unbesiegbaren Salzburger patzten gegen den blau-weißen Aufsteiger aus Linz. Unfassbar, unmöglich, wie kann das passieren? Ganz einfach: wie wir Alle, sind hier nur Menschen am Werk. Jeder darf mal einen schlechten Tag haben. Und haben an einem Tag mehrere nicht ihren besten Tag, dann passiert es ganz einfach, dass der Außenseiter gewinnt. Aber ist es nicht genau das, das den Fußball ausmacht, warum wir diesen so lieben, warum wir ihm stundenlang in uns aufsaugen?

Nach dem kleinen Exkurs in die große Welt des Fußballs, von der wir zurzeit in Meidling nur träumen können (vielleicht wird sie ja einmal real), wenden wir uns dem Spiel unserer Viktorianer gegen den FC Mauerwerk zu. Gute und siegessichere Stimmung war an diesem verregneten, kühlen Tag am Viktoriaplatz zu vernehmen. Jeder (einschließlich mir) war von drei Punkten überzeugt. Die hohe, vernichtende Heimniederlage unseres Gegners in der Vorwoche, und die starken, überzeugenden Vorstellungen unserer Viktorianer, wiesen auf eine klare Angelegenheit für die Meidlinger hin. Aber man sollte die Beute nicht aufteilen bevor sie erlegt wurde.

Nach zehn Minuten fragte ich mich, ob ich im falschen Film war. Die Gäste übernahmen von Beginn an das Kommando, spielten locker drauf los und kamen ganz verdient zu zwei, drei nicht ungefährlichen Chancen. Da lief was falsch. Wo war unsere Mannschaft der letzten Wochen? Immer einen Schritt zu spät, unsicher am Ball, wenig Bewegung. Hatten wir mit unserer siegessicheren Einstellung, die Mannschaft angesteckt? Wusste da einer von dem was er sprach, als er meinte, der Hochmut kommt nicht weit vor dem Fall. Oder hatte man einfach einen schlechten Tag erwischt? Ich hatte keine Ahnung, aber immerhin war noch ausreichend Zeit, den Fehlstart in Ordnung zu bringen.

Unsere Meidlinger reagierten prompt. Der Gegner wurde wieder gut neutralisiert. Man Übernahm das Kommando. Aber nicht wie in den letzten Heimspielen. Man kontrollierte das Spiel, aber die spielerischen Feinheiten fehlten, genauso wie herausgespielte Torchancen. Es lief etwas zäh dahin. So war es kein Wunder, dass das Spiel so dahinplätscherte, keine Besorgnis in Rückstand zu geraten, aber genauso wenig Hoffnung in Führung zu gehen. So ging es torlos in die Kabinen.

Knapp nach der Pause schwächte sich Mauerwerk mit einer gelb-roten Karte. Neuerlich machte sich großer Optimismus am Viktoriaplatz breit. „Jetzt hamma´s in Griff“, „Des war´s“, „Die Punkte san in Meidling!“. Großer Irrtum! Die Gäste standen mit zehn Mann bombenfest in der Abwehr, kämpften und rackerten bis zum Umfallen. Nicht schön anzusehen, aber wirksam. Von der richtigen Antwort waren unsere Jungs meilenweit entfernt. Man lief sich in der kompakt agierenden Defensive fest, der erlösende Genieblitz, der erlösende Pass wollte nicht gelingen. Ein Freistoß an die Außenstange war ein kleiner Hoffnungsschimmer. Die Zeit rannte und rannte davon.
Was mich weiterhin positiv stimmte, war aber die Körpersprache unserer Viktorianer. Es wurde keiner hektisch oder nervös. Jeder behielt einen klaren Kopf. Es gab keine gegenseitigen Schuldzuweisungen. Keiner vergaß auf Defensivaufgaben (die kaum nötig waren), man gab dem Gegner niemals die Möglichkeit einen Lucky Punch zu landen. Es fehlte nur eine einzige gelungene Aktion mit erfolgreichem Abschluss.

Man möge es als unsagbares Massel bezeichnen, man kann es auch Glück des Tüchtigen nennen, Zufall oder Können, sch….egal. In der 91. Minute fiel der erhoffte, herbei gesehnte und vielumjubelte Führungstreffer. Meidling bebte, alle waren erleichtert. Der Endstand zum 2-0 aus einem Elfmeter in der 96. Minute war nur noch Zugabe. Alles bejubelte den späten Erfolg. Manchmal ist das Glück ein Vogerl, aber es ist wunderbar es im richtigen Moment zu haben. Gesättigt von einem mehr als delikaten Spanferkel und verwöhnt durch die unterhaltsame Musik unseres DJ´s, wurde der Last Minute Sieg noch zufrieden, bis in die späte Nacht, zelebriert

Noch während des Verzerrens des Bioferkels erreichte alle die Nachricht der Salzburger Bundesliga Niederlage. Viele sahen sich verwundert an, schüttelten den Kopf. Wie kann so etwas passieren. Eine Sensation, unerwartet. Genau deshalb möchte in unseren Viktorianern ganz herzlich zu ihrem Sieg gratulieren. Was dem Serienmeister nicht gelang, ist unseren Burschen gelungen. Auch mit einer nicht hundertprozentigen Leistung, an einem schwächeren Tag wurde der Sieg in letzter Minute fixiert. Einfach mit Ruhe bewahren, mannschaftlichen Zusammenhalt und einer starken mentalen Leistung. Jeder hilft jeden, jeder rennt für jeden! Ich glaube, das ist einfach die Stärke dieses Teams. Das ist eine Tugend die Meister machen kann, und noch dazu mit dem richtigen Quäntchen Glück hoffentlich auch machen wird. Ich glaube fest daran! Auf ein Happy End im kommenden Mai.

Auf geht´s zum schweren Auswärtsspiel nach Neusiedl am See. Gleichzeitig duellieren sich in Krems die beiden Tabellenführer. Die große Chance zum Spitzenreiter aufzuschließen. Ich traue es der Mannschaft zu. Ja, sorry. Ich wiederhole mich. Aber diese Mannschaft überzeugt mich einfach. Sie spielt auf einem Level, auf dem noch keine Viktoria Mannschaft gespielt hat. Darum hoffe, dass ihr alle in Neusiedl dabei seid, und die Mannschaft tatkräftigst unterstützt. Das wäre nämlich ein Punkt, bei dem wir noch einige Luft nach oben hätten. Da haben uns die Burschen mit ihrer Leistung einiges voraus.

Bis bald, Gerhard